GROSSE KOALITION: Die Kinder sind traurig
Der Wahlkampf, das Wählen und die Enthüllung des Wahlgeheimnisses waren ein Fest der Demokratie gewesen; alle waren fröhlich und guter Dinge, doch als herauskam, dass die SPD mit der CDU geht, war es nicht mehr so gut. Es war alles nur, weil sie sich gestritten hatten wegen der Autos, und ich war traurig, weil Jan Stöß ein guter Politiker ist und total nett. Er ist 1973 in Hildesheim zur Welt gekommen und in dessen Nähe aufgewachsen und mit 17 in die SPD eingetreten und als junger Mann nach Berlin gekommen und hatte Kreuzberger Bürgermeister werden wollen.
Ich hatte mit ihm beim Wahlkampf neben dem Straßenfest gesprochen. Er stand neben seinem Fahrrad und hatte gesagt, dass Kurt Wansner von der CDU kein guter Politiker ist. Er war doch auch mit Klaus Wowereit bei der Kundgebung am Mehringplatz gewesen (und im Berghain war er auch), und Wowereit hatte die CDU ausgeschimpft und gesagt, Kurt Wansner solle da weggehen. Aber keiner hatte das gesagt mit der CDU, und nun sind alle Leute hier traurig. Der Kioskmann, der für Muharram Arras Reklame gemacht hat, ist traurig, die Grünen sind traurig, die Piraten sind traurig. Auch die Kinder sind traurig! Alle Kinder sind jetzt traurig! Eben war ich schnell zum Kaiser’s Markt gegangen für eine Suppe von Erasco, und da waren auch alle traurig. Miriam Noa ist auch traurig. Und alle werden nun verhaftet, und nur die Autos freuen sich und hupen. Und vorhin hab ich, glaube ich, Kurt Wansner gesehen, der ist in der CDU und hat gelacht. Aber ich hab Jan Stöß geschrieben, dass er einen Aufstand in der SPD machen soll, weil er auf dem Foto Boxhandschuhe trägt, und ich hoffe, dass er das macht, und dann soll er auch ein paar Grüne verhauen, weil dazu gehören ja immer zwei nach Adam Riese. Ob Helmut Kohl auch traurig ist, weiß ich nicht, der liegt im Nebenzimmer, und jetzt ess ich Suppe. DETLEF KUHLBRODT
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