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STARALBUM: JAMES FRANCODer Charmeur

Es gibt ja diese Leute, die es nicht lassen können, sich auf jedes Foto zu mogeln, indem sie im letzten Moment ins Bild springen. Manchmal scheint es, als könnte James Franco das ebenfalls nicht lassen. Denn schon seit Jahren hat man den Eindruck, dass der 36-jährige Kalifornier in jeder zweiten US-Produktion mitspielt. Und allein auf der diesjährigen Berlinale ist er mit drei Filmen vertreten.

Wer sich so häuslich auf einem Festival einrichtet, muss sich natürlich nicht immer übertrieben herausputzen. Und so kommt James Franco zur Pressekonferenz von Werner Herzogs schwachem Film „Queen of the Desert“ ganz leger im blauen Strickpullover, unter dem ein rot kariertes Holzfällerhemd hervorlugt. Mit amtlichen Augenringen sitzt er da und streicht sich nachdenklich den leicht fusseligen Schnauz.

Und natürlich hat er es mitgebracht, dieses James-Franco-Lächeln. Sein bester Trick von allen, den er genau im richtigen Moment bringt: dann nämlich, als er sich bei der Antwort auf eine dümmliche Frage ein wenig verstolpert hat.

Er hat eine andere Botschaft. Und zwar die, dass er mit Werner Herzog gearbeitet hat. Wie großartig das war. Und dass er jetzt hier neben ihm sitzt. Franco hat schließlich einen cineastischen Anspruch – mischt Auftritte in der Spiderman-Reihe mit Charakterrollen in kleineren Filmen. Und setzte sich als Freund von Harvey Milk im gleichnamigen Film auch schon mal auf die Liste der Oscar-Anwärter. Spielte Figuren von James Dean bis Allen Ginsberg, macht Kunst und ist nebenbei auch noch Universitätsdozent.

Auf einer einzigen Berlinale einen Film unter der Regie von Werner Herzog präsentieren, einen von Wim Wenders („Everything Will be Fine“) und eine Titelrolle als Queer-Aktivist („I am Michael“) – das schafft auch nicht jeder.

Schade für ihn natürlich, dass er in der Zusammenarbeit mit Herzog diesen Film erwischt hat – ein kitschiges Wüstenmelodram. Das charmant wegzuputzen ist für einen Franco aber natürlich kein Problem. Dabei zu sein, wie Werner Herzog, Großmeister des Films, sich da rantastet, zum ersten Mal überhaupt eine Liebesgeschichte zu erzählen, das habe einfach Spaß gemacht, sagt Franco. Fester Blick, ein Kopfnicken, das die eigene Aussage noch mal bestätigt. Wer würde da widersprechen wollen? Der Mann ist einfach Profi.

Mission erfüllt. Mal schauen, wo er das nächste Mal auftaucht.

MEIKE LAAFF

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