: Das Ritual hat seinen Preis
BERLINALE KOSTET MEHR
Da sind sie wieder: Der Berlinale-Tross ist am Donnerstag angekommen und mit ihm alle, die dazugehören: die Promis (teilweise sogar richtige), der zu seltsamen Sprüchen neigende Festivaldirektor Dieter Kosslick, die Kritiker (die wie immer vorab Kosslick und sein Programm runterschreiben) und die Cineasten, die sich so gerne stundenlang in die Ticketschlange stellen und dabei fotografieren lassen.
Es ist ein Berliner Ritual, das sich nur in Nuancen von der Vorjahresversion unterscheidet. Da passt es, wenn selbst Kosslick, seit 2001 Chef des wichtigsten deutschen Filmfestivals, kein Gag mehr einfällt, den er auf der Eröffnungsgala noch bringen könnte, wie er vor vollem Haus im Berlinalepalast zugab.
Immerhin: die Tickets sind erneut teurer geworden. Gerade mal sieben Euro kosteten die Standardkarten – also für die meisten Filmreihen jenseits von Wettbewerb und Jugendprogramm – pro Stück noch 2010; nun sind es zehn Euro. Und das, obwohl sich die Berlinale rühmt, ein (staatlich gefördertes) Besucher- und nicht Kritikerfestival zu sein, und jedes Jahr neue Besucherrekorde vermeldet.
Die Berlinale selbst rechnet ein wenig anders: Schon 2002 hätten die Standardtickets sieben Euro gekostet. Man habe sich also viele Jahre erfolgreich bemüht, Kostensteigerungen nicht über die Ticketpreise auszugleichen, so eine Sprecherin. Nun gebe es eben „Nachholbedarf“.
Es passt allerdings zu oben geschildertem Bild, dass selbst die neuen Eintrittspreise nur zu dezenten Debatten in den Ticketschlangen führen – als auf dem Münchner Oktoberfest die Maß Bier schließlich volle zehn Euro kostete, war die Aufregung groß. Getrunken wurde natürlich trotzdem. Wahrscheinlich halten es viele Filmfans einfach für zu banal, über Geld zu reden, wo doch der Trip ins filmische Ungewisse – und damit der Ausbruch aus der Routine – noch so vergleichsweise preiswert zu haben ist. BERT SCHULZ
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