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Läuft bei denen

SCHWEDEN „Dagens ETC“ schließt das erste Jahr überraschend gut ab. Nun will die linke Zeitung wachsen

„Es lief besser als erwartet.“ Andreas Gustavsson, Chefredakteur von Dagens ETC freut sich über die Bilanz, die er nach einem Jahr ziehen kann. Die erste Neugründung einer schwedischen Tageszeitung seit mehr als drei Jahrzehnten hat überlebt – entgegen aller Unkenrufe, die ein schnelles Scheitern vorhergesagt hatten. Und die im Januar 2014 gestartete einzige linksunabhängige Tageszeitung des Landes, die den Anspruch hat „rote Tageszeitung für ein grüneres Schweden“ sein zu wollen, hat gar die Ziele übertroffen.

Nach einer gerade veröffentlichten Reichweitenmessung aller schwedischen Printmedien konnte man die LeserInnenzahl in den letzten drei Monaten um 16 Prozent auf 111.000 steigern, während alle anderen überregionalen Tageszeitungen verloren. Und statt der kalkulierten 7.000 AbonnentInnen hat man 8.400. So konnte das erste Jahr mit einer schwarzen Null abgeschlossen werden. Dieses erste Jahr war die entscheidende Hürde: Jetzt hat Dagens ETC nämlich Anspruch auf jährlich umgerechnet eine knappe Million Euro aus der staatlichen Presseförderung. Gelder, die dazu beitragen sollen, die Herausgabe langfristig auf eine stabile Grundlage zu stellen.

Priorität sei nun erst einmal die Zurückzahlung der Leserkredite, betont Gustavsson. Denn LeserInnen hatten mit einem Anschubkapital von etwa 800.000 Euro den Start einer Tageszeitung überhaupt erst möglich gemacht. Gleichzeitig soll aber auch die Redaktion, die täglich 32 Seiten produziert, wachsen. Dagens ETC sei ein Beweis, dass guter Journalismus überlebensfähig sei, lobte Henning Mankell, Schriftsteller und selbst Kolumnist des Blattes, deren besonderes Kennzeichen auch ist, sich als feministisch zu verstehen: Tagtäglich wird im Impressum bilanziert, wie viele Männer und Frauen als TextverfasserInnen, in Bild und in Interviews in der jeweiligen Ausgabe auftauchen.

REINHARD WOLFF, STOCKHOLM

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