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Metropolis von Fritz Lang, begleitet vom Landesjugendorchester Bremen

Einmal im Jahr begleitet das Bremer Landesjugendorchester einen Stummfilm live. In diesem Jahr wird das LJO 40 Jahre alt und feiert dies mit einer großen Vorführung der neuen Fassung von Fritz Langs „Metropolis“.

65 junge Musiker werden unter der Leitung von Stefan Geiger am 28. und 29. 10 jeweils ab 19.30 im BLG-Forum in der Überseestadt die Orchestermusik von Gottfried Huppertz. Diese wurde 1926 bei der Uraufführung gespielt, ausgehend von einem Klavierauszug und Manuskripten des Komponisten neu aufgelegt und von Frank Strobel aktualisiert.

1926 drehte Fritz Lang diesen ersten monumentalen Sciencefictionfilm, und er wurde eines der einflussreichsten Werke der Filmgeschichte. Ridley Scotts „Blade Runner“ wäre ohne das Vorbild „Metropolis“ nicht denkbar gewesen, das Labor von Rotwang findet ist sich in den „Frankenstein“-Verfilmungen wieder, in Godards „Alphaville“ und Kubricks „Dr. Strangelove“ tauchen Verweise auf diesen Stummfilm auf. Das Original hat seit seiner Premiere allerdings niemand so gesehen, wie Fritz Lang es gedreht und geschnitten hat.

„Metropolis“ wurde gleich nach der Uraufführung drastisch gekürzt, ein Viertel des Film galt als verloren, und über Jahrzehnten wurde versucht, ihn so vollständig wie möglich zu restaurieren. Jede Dekade hatte ihre eigene Version. Die kurioseste war sicher jene des Filmkomponisten Giorgio Moroder, der den Film 1984 rigoros auf 83 Minuten herunterkürzte und dazu eine Rockdiscomusik einspielte, die heute viel altmodischer wirkt als der Film selber.

Vor einigen Jahren war dann der Fund eines 16mm Negativs in Buenos Aires der Durchbruch, und nun gibt es eine nahezu vollständige Fassung von „Metropolis“, bei der die wiederentdeckten Fragmente zwar an ihrer Bildqualität klar erkennbar sind, sich aber dennoch erstaunlich gut in das restliche Material einfügen. Durch sie fließt die Erzählung viel besser und dramaturgische Holperigkeiten, die bisher als Schwächen bei Drehbuch und Inszenierung angesehen wurden, sind verschwunden.

So wird etwa nun die Motivation von Rotwangs Rache durch seine kultische Verehrung von Hel, die ihn für Federsen verließ und bei der Geburt von Freder starb, verständlich. Die Handlungsstränge um den Arbeiter Nr. 11811, Fredersens entlassenen Sekretär Josaphat und Fredersens Spion den Schmalen geben dem Film eine epische Qualität, die ihm bisher fehlte. Besonders überrascht, dass auch spannende Sequenzen mit beträchtlichem Show-Wert wie etwa die Rettung der Kinder aus der überfluteten Arbeiterstadt oder Marias Flucht vor dem rasenden Mob damals der Schere zum Opfer fielen.

Die restaurierte Fassung von Fritz Langs „Metropolis“ ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk, und dass zum Glück nicht versucht wurde, die Risse (die unterschiedliche Bildqualität) und Lücken (eine immer noch fehlende Sequenz, auf die mit Zwischentiteln hingewiesen wird) zu kaschieren, verstärkt nur die Aura des Films.

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