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LESERINNENBRIEFE

Bezirk Mittelalter

■ betr.: „Körperwelten-Ausstellung in Berlin“, taz.de vom 5. 2. 15

Seit Jahrtausenden sind es dieselben diffusen Vorbehalte gegen anatomische Exponate. Ich kenne keine Ausstellung, die der gesundheitspolitischen Aufklärung dienlicher sein könnte als die Körperwelten. Auch und gerade die Medizin war in der Vergangenheit ja nie eine Wissenschaft. Erst der Tabubruch der anatomischen Studien ebnete einen Weg hin zur wissenschaftlichen Medizin. Vielleicht sollte sich der Bezirk Mitte mal treffender in Bezirk Mittelalter umbenennen. RAINER B., taz.de

Danke, BVG!

■ betr.: „Kulanz ist ein Fremdwort für die BVG“, taz vom 9. 2. 15

Richtig kuschelig geht es im Tonfall der neuen Werbekampagne „Weil wir Dich lieben“ der BVG zu.

Daher möchte ich diese Liebe gerne erwidern. Danke dafür, dass pünktlich zum Winter wichtige Verbindungen ausfallen – „Schienenersatzverkehr“ hat doch was von Gemütlichkeit und ist eine schöne Gelegenheit, sich näherzukommen. Danke für die charmanten Durchsagen der Busfahrer, die Militarialiebhaber vielleicht zu schätzen wissen.

Danke dafür, dass Du pünktlich zu Jahresbeginn die Fahrpreise erhöhst und einer von einem Auslandsaufenthalt zurückgekehrten Bekannten als Ausdruck Deiner Nächstenliebe und als Willkommensgruß erst einmal 40 Euro „erhöhtes Beförderungsentgelt“ abkassierst – weil sie ahnungslos noch ein zuvor gekauftes fünf Cent billigeres Ticket benutzt hatte. Sie wird sich über den liebevollen Kontakt mit dem von Dir angeheuerten Security-Personal sicher sehr gefreut haben.

Nein, mal ganz ehrlich: Mit Eurer aktuellen Werbekampagne bietet ihr den besten Stoff für jede Satire. THOMAS KRATZ, Berlin

Jugendhilfe 2.0

■ betr.: „Randale in Neuköllner Bibliothek“, taz.de vom 10. 2. 15

Na klar, ein Wachschutz. Kinder- und Jugendhilfe 2.0! Neben der Wiedergabe der Informationen aus der Verwaltung hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte hierzu Ausführungen gemacht. „Die eleganteste Lösung ist ein Sicherheitsdienst wohl kaum, aber vielleicht eine halbwegs effektive.“ Das ist keine kritische Auseinandersetzung! Schade. KLAUS, taz.de

Danke, Senat!

■ betr.: „Bewerbung für Olympia: Schluss mit lustig“, taz.de vom 10. 2. 15

Lieber Berliner Senat, bisher kannte ich die Seite „Metronaut“ noch nicht. Jetzt schon. Danke dafür! LESEBRILLE, taz.de

Nazis werden zugelassen

■ betr.: „Rechter Aufmarsch in Marzahn: 70 Nazis und keine Gegendemo“, taz.de vom 10. 2. 15

Nazis gibt es nur, weil diese Gesellschaft sie zulässt. Rassismus auf ein Problem zwischen Nazis und Migranten zu reduzieren, heißt die Realität dieses Landes zu verkennen und der Verantwortung aus dem Weg zu gehen.

KEMAL ATATÜRK, taz.de

Zu provinziell

■ betr.: „Die Sonne geht nie mehr unter“, taz vom 30. 1. 15

Hallo Herr Winkler, ich habe Ihren Fritz-Kalkbrenner-Artikel gelesen. Zwei Sachen haben mir überhaupt nicht gefallen:

1. Die Behauptung, seine Art der Bühnenpräsentation sei „weltweit wohl einmalig“. Abgesehen davon, dass Sie keinerlei Infos/Argumente liefern, die das belegen (die werden wohl auch schwerlichst zu finden sein), ist mir das echt zu provinziell: Ein Deutscher verbindet „schlüssig“ Techno & Soul, das wird es wohl auf der ganzen Welt nicht noch mal so geben. Ah ja, vollkommen klar, schließlich sind die Deutschen bekanntlich stets absolut an der Spitze der Avantgarde von Techno, Soul und deren Mischformen gewesen …

2. „Vielleicht stammt diese Offenheit […] aus seiner Sozialisation in der DDR, in der die beiden Kalkbrenners nicht nur ohne direkten Zugang zu aktuellen musikalischen Entwicklungen, aber auch ohne einschränkende Szenezugehörigkeit aufgewachsen sind.“ Allerlei Behauptungen beziehungsweise Vermutungen:

– Isolation/Vorenthaltung fördert die Offenheit. Bitte allen nordkoreanischen Künstlern erzählen.

– Aktuelle musikalische Entwicklungen finden immer nur im Westen statt.

– Szenezugehörigkeiten schränken ein. Nicht umsonst konnten sich Szenen wie Punk, HipHop oder Techno aufgrund der stattfindenen Szenezugehörigkeit nicht ordentlich entwickeln/offen für andere Einflüsse sein. Häh?

– Beide Kalkbrenners heißt Jahrgang 77 und 81. Bei Paul kann das noch ein ganz klein wenig Sinn machen, er war 1990 immerhin 13. Bei Fritz gehört die DDR sicher zu seiner Biografie, die prägenden Jugendjahre hat er allerdings (wie übrigens auch, Überraschung, Paul) im wiedervereinten Deutschland erlebt. Oder spielen Szenen und aktuelle Musikentwicklungen doch eher im Alter von 3 bis 9 eine Rolle?!?

– Davon abgesehen war die DDR bekanntlich in den letzten Jahren deutlich „offener“ als davor, siehe Punk & Breakdance.

– Vor der Wende hielten sich die Techno- und Soulszenen sicher auch in Westberlin oder Westdeutschland in Grenzen (zahlenmäßig).

– Was lief eigentlich zu Hause bei der Familie Kalkbrenner. Who knows? Und, wenn Sie es ernsthaft für „experimentierfreudig“ halten, „sogar Bläser aufzufahren“, habe ich leise den Verdacht, Sie hatten bisher weder Kontakt zu (aktuellen, haha) Musikströmungen oder Szenen. Wo wohnen Sie? PAUL SCHLAGK, Berlin

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