: 70 Jahre Haft für den „Jäger“ aus Missoula
USA Hartes Urteil für den Mann, der den deutschen Austauschschüler Diren Dede in Montana tötete
MISSOULA taz | Im Fall Diren Dede hat ein Richter in Montana den Notwehrparagrafen des US-Bundesstaates klare Grenzen gesetzt. Er verurteilte den Hausbesitzer Markus Kaarma, der den Austauschschüler nachts in seiner Garage in Missoula erschoss, zu 70 Jahren Haft, die frühestens in 20 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Mit der genau ausgemessenen Strafe wollte Richter Ed McLean kurz vor seiner Pensionierung ein Zeichen setzen. Seine Botschaft: Man tötet keinen Teenager wegen einer Dose Bier.
Bei der Anhörung im Bezirksgericht argumentierten Kaarmas Anwälte am Donnerstag, dieser leide an einer sozialen Angststörung und könne öffentlich keine Reue zeigen. Sie beantragten fünf Jahre Gefängnis und 35 Jahre auf Bewährung. Der Richter ging darauf nicht ein. „Auch wenn Sie alle Angst der Welt haben, kann das nicht die Qualen auslöschen, die Sie verursacht haben“, sagte er dem Täter, der in Handschellen vor ihm stand. „Sie stellen eine zu große Gefahr für die Gesellschaft dar, als dass Sie irgendwo anders als im Staatsgefängnis von Montana sein sollten.“ Kaarma selbst bekräftigte, dass er sich nach wie vor im Recht fühle. „Es tut mir leid, dass mein Handeln zu einem Todesfall führte“, sagte er. „Ich tat das, was ich für notwendig hielt, um meine Familie und mich selbst zu schützen.“ McLean kaufte ihm das nicht ab. „Ich komme zum Schluss, dass Sie kein netter Mensch sind“, sagte er. „Sie haben nicht Ihr Haus verteidigt. Sie gingen auf die Jagd.“
Der Kriminalbeamte Guy Baker sagte, Kaarma zeige keine Einsicht, sondern betrachte sich offenbar als einen amerikanischen Helden. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte er am 27. April regelrecht darauf gelauert, einen jugendlichen Eindringling zu stellen und zu töten.
Der 17-jährige Diren hatte laut einem Freund vermutlich auf der Suche nach Alkohol die halb offen stehende Garage betreten. Mit einem früheren Einbruch, für den ein anderer Teenager am Mittwoch zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, hatte der Hamburger nichts zu tun.
HENRIETTE LÖWISCH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen