: Tschüss, Startseite
VERTEILER Wozu Verlagsseiten? Facebook überlegt, Inhalte gleich selbst zu hosten
Es ist kein Geheimnis, dass Facebook für Verlage immer wichtiger wird. Immer weniger Leser finden Inhalte über Startseiten von Verlagsangeboten, immer wichtiger wird dagegen, was von Freunden und Kontakten geteilt wird. Über soziale Medien und vor allem über Facebook.
Was Facebook offenbar zu einer weiteren Idee inspirierte: Warum sollten wir nicht gleich den Verlagsinhalte hosten? Diesen Vorschlag hat Chris Cox, Produktchef von Facebook, bei einer Veranstaltung der Medienplattform Re/Code in den USA aufgebracht. Die Idee: Facebook könne dafür sorgen, dass Verlagsinhalte hübsch dargestellt werden und ihr Publikum finden. Facebook führe bereits entsprechende Gespräche mit Verlagen, sagte Cox – und verwies auf die Herausforderung, Nachrichten mobil attraktiv aufzubereiten.
Bereits vor einigen Tagen hatte der deutsche Blogger und Re-Publica-Organisator Johnny Haeusler in der deutschen Ausgabe des Magazins Wired die Frage aufgeworfen, wozu Verlage überhaupt noch Nachrichtenseiten brauchten – in einer Zeit, in der bis zu 75 Prozent ihrer Besucher über soziale Netzwerke von Twitter über WhatsApp bis Snapchat zu ihnen finden. Der Kontakt gerade zu jungen Zielgruppen, den soziale Medien herstellten, sei für Verlage Gold wert, so Hauesler. Und doch wirft er die Frage auf, wie sowohl Social-Media-Anbieter als auch die Produzenten von Inhalten dabei Geld verdienen können.
Gerade die Antwort, wie sich die von ihm imaginierte Kooperation für die Verlage lohnen soll, die die Produktion von Inhalten ja auch bezahlen müssen, ist Facebook-Produktchef Cox bei seinem Auftritt in Kalifornien schuldig geblieben. Über eigene Seiten zumindest könnten Verlage nach Cox’ Idee keine Werbeeinnahmen mehr erzielen – und würden noch tiefer in die Abhängigkeit von Facebook und dessen Algorithmen rutschen. MLA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen