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Bavaria goes Berlin

ORTSTERMIN Weißwürscht am Abend? Das geht nur bei den Saupreißen im „bayerischen Brauhaus“

Am Haupteingang herrscht Einlassstop. Rein kommt nur, wer eine Reservierung vorweisen kann oder sich beim „VIP-Eingang“ irgendwie durchmogelt. Erinnerungen an das Oktoberfest werden wach. Der Empfangsbayer für die wichtige Gesellschaft, in obligatorischer Tracht, schleudert den Neuankömmlingen ein unüberhörbares „Servus“ dermaßen offensiv entgegen, als ob er einem die letzten Zweifel aus dem Gehirn pusten möchte: Sie übertreten nun die Schwelle zu einem original bayerischen Kulturgut.

Nun hat nach Hamburg und Las Vegas also auch endlich Berlin sein eigenes Hofbräuhaus bekommen. Hosianna! Es darf flohlockt werden in der Hauptstadt, ob der Bereicherung von 6.000 Quadratmetern bayerischer Gemütlichkeit. 5.000 Maßkrüge stehen zum Einsatz bereit, 42 Gewölbe wurden eingezogen und 20 Tonne Dekoration verarbeitet: „Prost Preußen! Jetzt wirds bayerisch!“ droht die Infobroschüre. “Dit isn typischer Ostkasten“, meint meine Tischnachbarin, als ich mich abfällig über die Gebäudefassade äußere. „Aber hier drin ist doch schön.“ Sie hat leider recht. Für Berliner, die nichts Vergleichbares kennen, wirkt das künstliche Gewölbe urig, das formlose Zusammensitzen gemütlich und die Bierglasgröße von einer Maß (ein Liter) exotisch. Die Bedienungen in Tracht, die Polkatruppe auf der Bühne und der Engel Aloisius, der zu allen Seiten an der Wand prangt, tun ihr Übriges, um den schönen Schein des Bayernseins zu untermalen.

Als dann aber das Beckenbauer-Double um kurz vor acht Uhr abends(!) ein Weißwurstwettessen – in Bayern werden Weißwürschte üblicherweise vor dem Mittagsleuten gegessen – mit dem Pro7 Vielfraß Jumbo Schreiner ausruft, ist das Pseudo-Fass endgültig voll und mir der letzte Tropfen Gemütlichkeit entwichen. Münchner Bierpreise (3,80 Euro die Halbe), Berliner Breznqualität, Plastikhopfen als Deko und das Polkagetröte unter flackernder Diskobeleuchtung. Na servus!

Max Büch

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