piwik no script img

Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Der Postrock ist ja eigentlich seit einer ganzen Weile schon nicht mehr sonderlich präsent im Musikgeschäft. Um die bekanntesten Vertreter aus den Neunzigern ist es einigermaßen still geworden, neuere Nachfolger führen meist ein eher beschauliches Nischendasein. Zu Letzteren gehört auch die texanische Band Balmorhea. Zunächst als Duo an Klavier und Gitarre gestartet, hat man sich über die Jahre erweitert und spielt jetzt mit Streichern und Banjo, aber auch stilistisch bewegt sich die Musik längst zwischen Postrock, Folk und dem, was man „postklassisch“ nennen könnte – sanfte, minimalistische Kammermusik mit traditionellen Instrumenten. Ihr heutiger Auftritt im .HBC verspricht heitere Gelassenheit ohne Gesang und dramatische Gesten. Am fortgeschrittenen Abend können sich Entdeckungswillige dann im Berghain zur Reihe „≠ (not equal)“ einfinden, in der neue Formen der Klangforschung jenseits des Cluballtags erprobt werden. Auf dem Programm steht unter anderem ein Konzert des britischen Hauntologen-Duos Demdike Stare, manische Plattensammler, die aus ihrem Archivmaterial ritualartige, „untote“ Musik zwischen Tribalismus und Ambient schaffen und die Vergangenheit in einen hallenden Gegenwartsraum weiten. Nahezu unbegrenzt räumlich wirkt auch die Musik des australischen Jazztrios The Necks, wobei diese zu etwas anderen Mitteln greifen. Die scheinbar entwicklungslosen Klänge von Klavier, Bass und Schlagzeug erinnern in ihrer Ruhe fast schon klischeehaft an die endlose Weite ihres Herkunftslands. Am Sonntag laden sie in der Wabe zum Ausflug ins Outback ein. Tags darauf gibt es dann eine der diversen Gelegenheiten, die seit über 40 Jahren unermüdlichen Krautrock-Veteranen von Embryo in der Stadt zu erleben. Dieses Mal werden sie im Madame Claude gastieren.

■ Balmorhea: Fr., 21 Uhr, . HBC. 12 Euro

■ „≠ (not equal)“: Fr., 23 Uhr, Berghain. 12 Euro

■ The Necks: So., 21 Uhr, Wabe. 15/12 Euro

■ Embryo: Mo., 21 Uhr, Madame Claude

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen