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Von Schreibgeräten und ihren Benutzern

STATISTIK Eine Studie zeigt: taz-Mitarbeiter lieben anthrazitfarbene Kulis. Sie verschmähen Schmutziggrau

VON Helmut Höge

Wie eine Auswertung der Bestelllisten kürzlich ergab, ist der Verbrauch der anthrazitfarbenen und himmelblauen Kugelschreiber in der taz von Beginn an kontinuierlich gestiegen. Die Schreibgeräte werden den Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie befinden sich seit dem Umzug in die Kochstraße, die jetzt Rudi-Dutschke-Straße heißt, in der Telefonzentrale. Dort werden sie von den Diensthabenden zusammen mit anderen für die taz-Mitarbeiter ebenfalls kostenlosen Büromaterialien sowie Batterien, Tonbändern, Tampons, Verbandsmaterial und Kopfschmerztabletten bei Bedarf nachbestellt.

Von 1979 bis 1989 lag der jährliche Verbrauch bei durchschnittlich 2.400 Kugelschreibern. Mit der Wende – und der Gründung der Zweittaz im Osten, wo Kugelschreiber bis dahin Bückware waren – stieg der Verbrauch der taz-Kugelschreiber um rund 200 jährlich. In den Jahren 2001 bis 2007 kam es zu einem leichten Einbruch, da die taz wieder Anschluss an eine soziale Bewegung fand, wenn es auch nur eine touristisch befeuerte Gentrifizierungskonjunktur war. In diesem Jahr machte eine Gruppe von Studenten des Faches Medienkommunikation an der Universität der Künste zu Berlin eine Untersuchung über das Verhalten von taz-Mitarbeitern in Prenzlauer Berg, Neukölln und Kreuzberg. Immer wieder stießen sie dabei in deren einschlägigen Kneipen und Clubs auf Äußerungen wie: „Kannste behalten – ist ein taz-Kugelschreiber, die kriegt man da umsonst …“ Woraufhin der oder die so Beschenkte zumeist: „Ehrlich? Is’ ja geil. Steht aber gar nicht taz drauf!“ oder Ähnliches antwortete. Aber wie dem auch sei, der aktuelle Verbrauch von himmelblauen und anthrazitfarbenen Kugelschreibern in der taz liegt jetzt – das heißt 2010 – bei 8.600.

Es gibt daneben aber noch die schmutziggrauen Einfachkugelschreiber mit Hüllen aus recycelten alt-tazzen und einem roten taz-Logo drauf – in der Telefonzentrale und am Tresen im taz-Café. Von diesen Kugelschreibern werden seltsamerweise immer weniger verbraucht: Von 1989 bis 2009 sank ihre Bestellung von 2.200 auf 280 jährlich. Sollte uns das nicht zu denken geben?

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