piwik no script img

sergej barbarezUnter Verdacht

Am Samstag um 15.38 Uhr verdichteten sich die Sorgen und die Hoffnungen des Sergej Barbarez auf ein paar Sekunden Fußball. Der bosnische Mittelfeldspieler führte den Ball an der Strafraumkante, die Schussposition war nicht schlecht, nur lag der Ball auf dem schwächeren rechten Fuß, deshalb verzichtete Barbarez auf einen Abschluss und schob den Ball lieber rechts hinaus auf Castro. Das Publikum stöhnte laut auf, in Leverkusen steht Barbarez seit seinem ersten Arbeitstag unter dem Verdacht, uneffektiv zu spielen.

Doch die folgende Hereingabe landete über Umwege auf dem Kopf des Umstrittenen und von dort im Tor. „Klar habe ich das mitgekriegt“, sagte Barbarez, trotzig hatte er seinen ersten Treffer seit Mai bejubelt. Es ist ein ewiger Kampf zwischen Barbarez und dem Leverkusener Publikum, das den verschnörkelten Fußball des Mittelfeldspielers einfach nicht zu mögen scheint.

Dies verletzt den stolzen Mittelfeldspieler, auch wenn er nach dem 4:0 gegen Bielefeld sagte: „Ich muss damit leben, dass manche Leute meine Art, Fußball zu spielen, nicht mögen.“ Der 36-Jährige wirkt oft behäbig, spart sich so manchen Kraft raubenden Sprint an der Außenlinie, mit dem er vielleicht einen Einwurf für den Gegner verhindern könnte, seine Pässe wirken oft riskant, manchmal überheblich, doch wenn sie gelingen, folgt oftmals eine Großchance. „Wir haben in den letzten Wochen zwar wenig Tore erzielt“, sagte Trainer Michael Skibbe, „doch wenn wir Chancen hatten, war vorher fast immer der Fuß von Sergej am Ball.“

An diesem Nachmittag blieb das auch den größten Barbarez-Skeptikern nicht verborgen. Zwei Tore erzielte er selbst, die beiden Treffer von Theofanis Gekas bereitete er vor. Barbarez und Gekas, die Skibbe am Samstag als „kongeniales Paar“ bezeichnete, leiden gemeinsam in Leverkusen. Sie werden kritischer bewertet als der Rest des Kaders, und Barbarez hat auch noch das Problem, dass sein Trainer offenbar der Meinung ist, er und Bernd Schneider passten nicht zusammen. Barbarez spielt ja derzeit nur, weil der deutsche Nationalspieler eine Knieverletzung auskuriert. Wenn Schneider zurückkehrt, droht dem früheren Hamburger wieder der Platz auf der Bank. DANIEL THEWELEIT

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen