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unterm strich

Michel Friedmans Interview mit dem Hitler-Jünger Horst Mahler hat wie geplant ordentlich Schlagzeilen gemacht. Nun fragt sich Henryk Broder im Spiegel, was die Unterhaltung zwischen dem Vanity-Fair-Autor Michel Friedman und „Deutschlands Chef-Nazi“ eigentlich zu einem Skandal mache. Das sei erst einmal die Tatsache, dass „ein Lifestyle-Magazin einem bekennenden Neonazi zehn Seiten einräumt, damit er seine wirren Gedanken unters Volk bringen kann“, sagt Broder. Schlimmer aber sei der Umstand, dass es ein prominenter Jude sei, der den Nazi interviewt. So werde deutsche Geschichte aus der Vergangenheit in die Zukunft verlängert: „Ein potenzieller Täter und ein potenzielles Opfer treffen sich, eine makabre Situation, deren Reiz in einer perversen Fantasie liegt: Was wäre, wenn der Nazi könnte, wie er möchte?“

Martin Luther King wäre nie auf die Idee gekommen, spinnt Broder seinen Gedanken weiter, sich mit einem Ku-Klux-Klan-Häuptling zu einem Gespräch zu treffen, weder privat noch öffentlich. Denn der sei klug gewesen „und er hatte einen Begriff von Würde“. Michel Friedman hingegen sei eitel und merke nicht einmal, wie er benutzt werde. Damit meint Broder die Auftraggeber Friedmans: „Hätte die Redaktion von Vanity Fair vorgehabt, den ‚Chef-Nazi‘ von einem prominenten ‚Arier‘ interviewen zu lassen, gäbe es weder ein Interview noch einen Skandal“, schreibt Broder.

Friedman werde nun zwar nicht in die Hölle kommen, sei aber bei der ganzen Aktion „unter die Räder eines Demagogen“ gekommen, der ihm überlegen sei, weil er „ein noch größerer Autist als sein Interviewer ist“. Der Sieger nach Punkten heiße demnach Horst Mahler.

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