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„Im Tempo der Menschen“

STADTENTWICKLUNG Der dänische Architekt und Städteplaner Jan Gehl ist bei den Grünen zu Gast

Ralph Saxe

■ 55, ist Weinhändler, Landessprecher der Grünen und wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion.

taz: Herr Saxe, warum ist Bremen eigentlich lebenswert?Ralph Saxe: Weil Bremen urban und gut vernetzt ist. Es gibt kurze Wege für Fußgänger und Radfahrer. Zudem hat die Stadt viele Grünflächen. Welches Konzept steht hinter Jan Gehls Arbeit? Städte über einen längeren Zeitraum zu beobachten und dann so zu gestalten, dass sie für die Menschen lebenswert sind. Straßen, Gehwege, Plätze und Parks sind die Grammatik einer Stadt, man sollte sich gerne dort aufhalten. Das ist natürlich ein längerer Prozess, Gehls Heimatstadt Kopenhagen etwa wurde über die letzten 30 Jahre umgestaltet – inzwischen wurde sie drei Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. Was können wir in Bremen von Gehl lernen? Vor allem, die Perspektive zu wechseln. Eine Stadt sollte im Tempo der Menschen und nicht dem der Autos gesehen werden. Wenn die Attraktivität der Stadt steigt, ist das ein Gewinn für alle, auch für die Wirtschaft. Welche seiner Ideen sollten in Bremen umgesetzt werden? Öffentliche Räume sollten frei zugänglich sein. Grundsätzlich sollte man die Aufenthaltsqualität als Prämisse, nicht als Fußnote betrachten. Entschleunigung halte ich ebenfalls für sehr wichtig, dadurch würde auch der Verkehrslärm reduziert. Die Organisation des Verkehrs ist zentral. Den Rembertikreisel würde man heute anders gestalten. Warum wurde bislang so wenig umgesetzt? Planung und Umsetzung sind langfristig. Es wurde schon manches gemacht, an der Schlachte und in der Überseestadt kann man sich gut aufhalten. Wir setzen gerade „Shared Space“ im Schweizer Viertel um. Natürlich ist noch Verbesserungspotenzial da, etwa bei den Übergängen von der Innenstadt zu den angrenzenden Quartieren. Der Findorfftunnel etwa wird von vielen Fußgängern und Radfahrern als Angstraum empfunden. Die Beiräte setzen sich dafür ein, die Situation zu verbessern. INTERVIEW: JÖRDIS FRÜCHTENICHT

14 Uhr: Besuch städteplanerischer Orte, Treffpunkt: Rembertikreisel. 17 Uhr „Städte zum Tanzen bringen“ – Buchvorstellung und Filmvorführung, Schwankhalle.

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