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LESERINNENBRIEFE

Bespitzelt und außer Gefecht gesetzt

■ betr. : „Einmal bespitzelt, wieder bespitzelt“, taz vom 10. 3. 15

Martin Kaul betont zu Recht den Gender-Aspekt an der rechtswidrigen Überwachungspraxis gegen die britische Umweltaktivistin „Lily“. Vielen Dank.

Noch schwerwiegender ist, dass, wie die taz berichtete, „Lily“ jetzt alle Hände damit zu tun hat, Diskussionen über ihre Überwachung zu führen – während ihre Kompetenz als Umweltaktivistin ungenutzt bleibt.

Die Verfechter von Ceta, TTIP, Monsanto, Keystone XL et cetera sind die Profiteure dieses Verlusts an kritischer Bürgerkompetenz. Überwachung, damit einhergehende Diffamierungen als „Ökoterrorist“ und die schleichende Erosion von Demokratie und fairer Wirtschaft durch TTIP & Co. sind auf fatale Weise systemisch miteinander verwoben. Berichten Sie weiter darüber!

GESA MACHENTHUN, Brodhagen

Keine Demontage

■ betr. „Pegida wird jubeln“, taz vom 13. 3. 15

„Pegida wird jubeln“ – meint taz-Kommentatorin Heide Oestreich zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts, welches das Kopftuchtragen von Lehrerinnen erlaubt.

Hätte Pegida nicht gejubelt, wenn das Bundesverfassungsgericht das repressive Alturteil bestätigt hätte? Anzunehmenderweise erst recht.

Mit einer solchen Sicht wird Pegida als absolut gesetzt. Das ist nicht Demontage, sondern im Gegenteil Schaffung von Pegida.

THOMAS MOSER, Berlin

Unerbittlich

■ betr.: „Alles oder nichts“ und „Griechenland muss auf Kredit warten“, taz vom 11. 3. 15

Was IWF und Weltbank in den 80er Jahren in Lateinamerika und in den 90er Jahren in der zerbröselnden Sowjetunion zur Zeit der Perestroika betrieben haben, setzt die Troika derzeit in Griechenland fort: Sich aufspielend als unerbittlicher Richter der „Weltgemeinschaft“, demütigt sie die Menschen in auswegloser Lage.

Sie zeigt die eiskalte Fratze des Mammons, der Leichen produziert und über Leichen geht.

IRMGARD KONRAD, Paderborn

Bedächtige Umsetzung von Inklusion

■ „Von inklusiver Gesellschaft immer noch weit entfernt“, taz vom 11. 3. 2015

Es war zu erwarten, dass die Presse den Bericht der Monitoringstelle begeistert negativ kommentiert. Statistisch mag Deutschland schlecht abschneiden. Hier geht es um den Vergleich von Zahlen: Viel ist gut, wenig ist schlecht.

Aber keiner schlüsselt im Detail auf, welche Qualität mit „guten“ Zahlen verbunden ist. Es geht nicht um Zahlen, es geht um Menschen, um individuelle Biografien, Herausforderungen, Erfahrungen, Befindlichkeiten. Und eben auch um Lebensqualität.

Der Artikel ist von inklusiver Gesellschaft selbst auch weit entfernt. Er rührt keinen Bereich außerhalb der Schulen ernsthaft an – aber Inklusion ist die Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Was die Schulen angeht, finde ich es richtig, dass sie sich evolutionär und nicht per Paukenschlag weiterentwickeln.

Nur mit einer bedächtigen Umsetzung der Inklusionsidee kann vermieden werden, dass das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.

Ich sehe täglich, dass die gescholtenen Einrichtungen für Kinder und Erwachsene mit Handicap immer noch wertvolle Dienste leisten, die woanders noch lange nicht in der Qualität oder gar nicht angeboten werden.

Inklusion ist ein richtiger und langer Weg – aber kein Ziel, das man unter Druck schneller und dennoch verlustfrei erreichen kann.

MATTHIAS DÜFFERT, Weißenhorn

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