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Balsam für Kaufmanns-Seelen

WIRTSCHAFT Professor Thomas Straubhaar möchte in Bremen eine Zweigstelle seines Weltwirtschaftsinstituts etablieren – und stellte sich in der dortigen Handelskammer vor

VON KLAUS WOLSCHNER

Der Festsaal der Bremer Handelskammer war bis auf den letzten Platz voll, fast alles, was Rang und Namen hat in der Bremer Wirtschaft, war da und der Beifall am Ende ungeteilt – mit dem Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar haben die Bremer Unternehmer einen gefunden, von dem sie sich gern die Weltwirtschaft erklären lassen.

Ein großes, inszeniertes „Finanztheater“ sei die Finanz- und Schuldenkrise, angetrieben von Kräften, die auf Krisengewinne setzen – das ist Straubhaars Kernbotschaft. Und Straubhaar hat auch die Rollen für die Schurken in diesem Stück so vergeben, dass hanseatische Kaufleute freundlich nicken können: Allen voran seien es die Rating-Agenturen, die im Grunde profitorientierte Aktiengesellschaften seien und denen man zu Unrecht quasi-hoheitliche Aufgaben übertragen habe. Überhaupt: Das „angelsächsische Denken“ müsse zurückgedrängt werden in der Finanzpolitik, der „ehrbare Kaufmann“ sei doch eine bewährte Leitfigur. Wer mit Risiken auf Gewinn setze, müsse im Zweifelsfall auch haften.

Was gut ankam beim Publikum, war auch die Botschaft, dass die Politik die Krise und die Finanzmärkte wohl in den Griff bekommen würde. Unternehmen, die solide in der Realwirtschaft operierten, sollten sich nicht kirre machen lassen. Der Euro werde nicht untergehen.

Eigentlich ist Rudolf Hickel der Bremer Wirtschafts-Professor, der in allen Lebenslagen gefragt wird – von der Handelskammer allerdings weniger, weil er sich zu gewerkschaftsnah positioniert. Hickel war nicht da, aber er hat eine überraschende Position zu dem aktuellen Straubhaar: „Der argumentiert inzwischen ganz klasse“, freut sich Hickel. Straubhaar habe einen „völligen Wandel“ vollzogen, sei vor wenigen Jahren noch ein Neoliberaler gewesen. Hickel: „Ich freue mich über seine Entwicklung.“

Straubhaar bestätigt das übrigens: Im Jahre 2008, so räumte er ein, habe er noch gesagt: „Lass Griechenland doch ruhig mal pleite gehen.“ Zum Glück sei die Politik solchen Ratschlägen nicht gefolgt. Den Glauben an die Selbstheilungskräfte der Finanzmärkte habe er gründlich verloren, solche Theorien seien durch die Realität widerlegt.

Straubhaars Auftritt in der Bremer Handelskammer steht im Zusammenhang mit dem Versuch, für sein Hamburger Weltwirtschafts-Institut (HWWI) ein Spielbein in Bremen zu etablieren. Seit Anfang 2011 unterhält das HWWI eine „Niederlassung“ in Bremen, in der laufende Aufträge aus der Konkursmasse des Bremer Regional-Institutes BAW abgearbeitet werden. Vor seinem Vortrag wohnte Straubhaar in den Räumen der Handelskammer der Gründung eines „Förderkreises“ für die Bremer „Niederlassung“ des HWWI bei.

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