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Nigerias Wahlsieger

Als Muhammadu Buhari vor dreißig Jahren Nigeria regierte, führte er eine finstere Militärdiktatur. Demonstrationen und Streiks waren verboten; Soldaten mit Peitschen ahndeten „Disziplinlosigkeit“ auf der Straße; Inhaftierung ohne Beschuldigung für drei Monate wurde legal. Buharis rabiate Methoden fruchteten wenig: Nach zwei Jahren wurde er 1985 von einem anderen General gestürzt.

Heute, mittlerweile 72 Jahre alt, steht der Generalmajor a. D. vor dem größten Triumph seiner Karriere: der gewählte Präsident Nigerias zu werden. Noch vor wenigen Jahren schien Buhari abgehalftert, Überbleibsel der Generation von Militärherrschern, die Nigeria ruiniert haben. Aber nun hat er es im vierten Anlauf zur Wahl offenbar geschafft.

Geboren wurde Buhari 1942 im Bundesstaat Katsina im hohen Norden des Landes. Mit 19 Jahren ging er zur Armee, direkt nach Nigerias Unabhängigkeit.

Danach diente er sich beharrlich nach oben, eben bis zu seinem Militärputsch 1983. Später winkten ihm einträgliche Posten wie die Leitung des staatlichen Ölfonds PTF unter dem korrupten Diktator Sani Abacha. „Buhari ist von Natur und Ausbildung her ein Antidemokrat“, schrieb eine nigerianische Zeitung über seine Zeit bei PTF. „Er kann es einfach nicht einsehen, dass alle Menschen gleich sind.“

Buhari selbst trat dieser Ansicht in seiner letzten Wahlbotschaft vorige Woche explizit entgegen. „Unsere Ängste, unsere Träume, unsere Probleme sind dieselben“, sagte er. „Egal welche Sprache wir sprechen oder wie wir unseren Glauben leben.“

Viele Beobachter glauben, dass mit Buhari die alte muslimische Elite wieder an die Macht kommt. Aber wer ihn wählte, tat das vor allem in der Hoffnung auf ein besseres Leben und einen Ausweg aus den Widrigkeiten des Alltags. Nun muss Buhari beweisen, dass er das besser kann als vor 30 Jahren. DOMINIC JOHNSON

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