: jetzt Chef beim „Spiegel“?
Das Medienjahr 2007 im Rückblick (R bis Z): Skandal!!! Und Dieter Moor verlässt seinen Bauernhof
Rotationsprinzip: RTL hat nach wie vor exklusiv Günther Jauch unter Vertrag. Dabei sollte Jauch auf dem Sonntagabendplatz in der ARD Sabine Christiansen nachfolgen, die einfach keine kritischen Fragen mehr hatte, die sie nicht stellen konnte. Offiziell winkt sie nun die Wünsche der oberen Zehntausend in einem anderen Sender ans Volk durch. Jedenfalls: Jauch. Sein Vertrag mit der ARD ist unterschriftsreif, dann springt er im Januar doch noch ab – Start einer abenteuerlichen Suche nach Ersatz, an deren Ende Anne Will die „Tagesthemen“ verlässt, um Christiansen zu werden, Caren Miosga „Titel, Thesen, Temperamente“ verlässt, um Will zu werden, und Dieter Moor seinen Bio-Bauernhof im Brandenburgischen verlässt, um Miosga zu werden. Frank Plasberg verlässt zudem das Dritte und sendet in der ARD weiter.
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Skandal! Oder doch nicht? Der Bluff des Jahres funktioniert auch deswegen so schön, weil man der Fernsehproduktionsfirma Endemol alles zutraut, seitdem sie „Big Brother“ über die Welt gebracht hat. Am 1. Juni sendet der niederländische Privatsender BNN „De Grote Donorshow“, in der drei Schwerkranke um eine Spenderniere konkurrierten – Skandal!!! Gegen Ende der Sendung kommt heraus, dass an der Sendung nur die Kandidaten echt sind. Die angebliche Spenderin entpuppt sich als Schauspielerin. Die Produzenten erklären, dass sie durch den Bluff, in den die Kandidaten eingeweiht waren, auf das Thema Organspende aufmerksam machen wollen. Das wirkt tatsächlich besänftigend – auf manche. Andere bleiben empört.
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Toursender: Nach Jahren der Kooperation, in denen leidlich bekannt war, dass nicht alle Radfahrer nur Bananen essen, entschließen sich ARD und ZDF, die Übertragung der Tour de France auszusetzen. Sat.1 übernimmt umgehend – und Kommentator Mike Kluge, einem ehemaligen Radsportler, gelingt prompt Unerwartetes: Er interviewt den doch eher stark unter Dopingverdacht stehenden Jan Ullrich. Ein Auszug dokumentiert den kritischen Sportjournalismus im Privatfernsehen:
Jan Ullrich: „Du, ich wollte eigentlich sagen, eigentlich meine Botschaft war ja, dass ich‘s wahnsinnig gut finde, dass Euer Sender jetzt eingestiegen ist (...), da kommt wirklich der Sport ein bisschen rüber. (...) Und nicht immer nur das Doping, Doping, Doping, das wird völlig übertrieben. Und ich find‘ das gut, dass Ihr da gleich eingestiegen seid.“
Mike Kluge: „Super.“
Sat.1 zeigt mittlerweile auch die Fußball-Champions-League.
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Urteil des Jahres: Das Bundesverfassungsgericht stellt in seinem Rundfunkgebührenurteil vom September klar: Dass die Politiker die letzte Gebührenerhöhung, wie immer von einer Kommission festgelegt, absenkten, war nicht verfassungsgemäß. Die Öffentlich-Rechtlichen haben seitdem Oberwasser. Das können sie auch brauchen, denn die Verleger starten eine konzertierte Aktion gegen die Online-Angebote, die ARD und ZDF geplant haben. Der Vorwurf: Die Öffentlich-Rechtlichen gefährden mit Gebührengeldern die private Konkurrenz. Die Sender locken daraufhin mit Kooperationsangeboten, über die noch verhandelt wird.
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Verrat? 17 Journalisten geraten im Juli unter Verratsverdacht, weil sie aus Ausschussakten des Bundesnachrichtendienstes zitiert haben sollen. Der Vorwurf lautet auf Beihilfe zum Geheimnisverrat – nur fünf Monate nach dem Cicero-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in dem die Richter die Untersuchung der Cicero-Redaktion und des Büros eines Journalisten für verfassungswidrig erklärt hatten. Der Vorwurf an den Cicero-Chef und seinen Mitarbeiter damals: Beihilfe zum Geheimnisverrat.
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Westen: Dort geht das gleichnamige Internet-Portal der WAZ online. Die WAZ ist damit nun modern. Eine Einstellungswelle allerdings folgt nicht, und die Betriebsräte beschweren sich: Auch ohne zusätzliches Webportal würden die Redakteure schon an der Leistungsgrenze arbeiten.
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X wie Cross-Promotion. Die Öffentlich-Rechtlichen promoten in ihren Talkshows ihre eigenen Filme, etwa „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ oder „Contergan“. Der NDR bestellt eine RAF-Dokumentation bei Spiegel-Chef Stefan Aust, der den Film im Spiegel bewirbt. Springer-Chef Mathias Döpfner dreht für den NDR einen Film über einen alten Freund, den britischen Verleger Lord Weidenfeld. Wer also nun mit wem was dreht, wer noch unabhängig ist, und welche Medienbeiträge eigentlich nur nicht gekennzeichnete Promotion sind? Man kann ja mal fragen.
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Yared Dibaba: Nachdem Eva Herman bei einer Präsentation ihres Buches „Das Prinzip Arche Noah“ die Familienpolitik der Nazis gelobt hatte und der NDR daraufhin am 9. September die Zusammenarbeit mit der Fernsehmoderatorin aufkündigte, steht Bettina Tietjen plötzlich alleine da. Aber nicht lange. Fünf Tage später springt ein ziemlich gelangweilter Reinhold Beckmann bei der NDR-Talkshow aus Hannover ein, die nach zehn Jahren plötzlich nicht mehr „Herman und Tietjen“ hieß, sondern „Talk mit Tietjen“. Nun heißt sie „Die Tietjen und Dibaba“, weil Hermans Vertretung Yared Dibaba sich in drei Sendungen weitgehend bewährt hat. Gehen hingegen muss Julia Westlake, weil ihr „NDR Talkshow“-Kollege Jörg Pilawa aussteigt. Im Januar übernehmen Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt.
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Zweipunktnull – immer und überall. Und für 2008 bleibt die Aussicht: Alles wird Knut – aber in der 2.0-Variante.
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