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Euro-Sleep-out auf dem Breitscheidplatz

■ Nacht der Obdachlosen soll auf Wohnungslosigkeit aufmerksam machen

Berlin. In der Nacht vom 25. auf den 26. Juni soll es voll werden auf dem Breitscheidplatz. Möglichst viele Berliner sind aufgerufen, freiwillig eine Nacht im Freien zu verbringen, wie es mindestens 7.000 bis 8.000 Nacht für Nacht unfreiwillig tun. „Wir wollen ganz bewußt das Thema Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit unter freiem Himmel und nicht als Expertengespräch unter die Leute bringen“, sagt Verena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe gestern auf einer Pressekonferenz. Die von den Spitzenverbänden der deutschen Wohlfahrtspflege, dem DGB und dem Deutschen Mieterbund veranstaltete „Nacht der Wohnungslosen“ soll ein Zeichen setzen gegen Wohnungsnot und Obdachlosigkeit.

Die Idee stammt aus England und wird in diesem Jahr europaweit verwirklicht. In England und Irland sowie in 40 deutschen Städten werden in dieser Nacht Sleep- outs stattfinden, in den Beneluxstaaten, Spanien und Italien am 17. Oktober. Berlin ist als zentraler Veranstaltungsort der bundesweiten Aktionen vorgesehen.

In Berlin wird mit 10.000 TeilnehmerInnen gerechnet, von denen etwa 200 übernachten. Einige Betten werden bereitstehen, Musik- und andere Darbietungen sollen den Abend verkürzen. Wohnungslose werden mit Spielen, einer eigenen Zeitung und mit Stellwänden ihre Situation darstellen. Ein Diskussionsforum am nächsten Morgen wird die Möglichkeit bieten, mit Bundespolitikern, Vertretern der unterstützenden Verbände und Betroffenen über Wohnungs- und Wohnungslosenpolitik zu diskutieren. Die Teilnehmerzahl „wird auch von dem Programm abhängen, das wir bis dahin auf die Beine stellen“, schätzt Karsten Krull, Sozialarbeiter in der Wärmestube „Warmer Otto“ und Vertreter des Trägerkreises.

Das Programm wiederum ist von den finanziellen Spielräumen abhängig. Derzeit steht die Finanzierung noch auf unsicheren Füßen, so daß Sozialarbeiter ihre Freizeit und Wohnungslose ihre Sozialhilfe opfern müssen. Weder der Senat noch die Berliner Wohlfahrtsverbände wollen sich beteiligen. Besonders enttäuscht zeigten sich die Veranstalter über die Absage des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg (DW), einen Teil der Kosten zu übernehmen.

Das Diakonische Werk unterstütze die Aktion und das Anliegen und stelle den Veranstaltern Räume und Infrastruktur zur Verfügung, sagte Rainer Krebs vom DW. Die Planungen hätten ihnen jedoch nicht rechtzeitig zur Haushaltsplanung vorgelegen. „Auch uns steht finanziell das Wasser bis zum Hals“, so Krebs. Bei diesem Problem, wo alle wüßten, worum es gehe, sei weniger Öfffentlichkeitsarbeit notwendig als vielmehr neue Wohnungen, Sozialarbeiterstellen, die Verbesserung des Hilfsangebotes und die Verbesserung der Einkommensverhältnisse. Corinna Raupach

Spenden sind bei BIN e.V., Stichwort Euro-Sleep-out, Postgiro Berlin, Kto 131952-100 erwünscht.

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