: Egbert Kossaks Duftmarken am Hafenrand
■ Elbufer soll bis zum Jahr 2000 neues Gesicht bekommen / Kossak tadelt Finanzbehörde / Millioneninvestition geplant
geplant
„Eine spannende, lebendige, bewegte Architektur, die neugierig macht“, soll zwischen den Landungsbrücken und dem Fischmarkt entstehen. So jedenfalls will es Egbert Kossak, Hamburgs Oberbaudirektor in Diensten der Stadtentwicklungsbehörde (Steb). Seine Vorstellungen erläuterte er gestern der „Interessengemeinschaft St.Pauli“. Hotelzimmer, ein Marine-Museum, Wohnhäuser und eine Ladenpassage in Terrassenform sollen „Hamburg ein neues Gesicht zur Elbe hin“ geben. Noch in den neunziger Jahren soll das Elbkonterfei modelliert werden.
Vier Investoren-Entwürfe für die Hafenrandbebauung liegen bereits auf dem Tisch des Oberbaudirektors, von denen für ihn allerdings nur „zwei in Frage kommen“. Durchgefallen ist etwa der im Auftrag der „Garbe-Projektentwicklung“ erstellte Plan des Star-Architekten Helmut Jahn, der einen langgestreckten Flachbau mit drei, wie Segel aussehende Türme vorsah. Noch im Rennen ist hingegen wohl ein 200 Millionen teures Projekt der Investorengruppe „Büll & Liedtke“ (siehe Abbildung), in dem ein Freizeitbad, Kinos, Squash-Courts und eine Disco untergebracht werden sollen.
Doch auch dieser Entwurf deckt sich nur in Teilen mit den Vorstellungen des Oberbaudirektors. Der möchte vor allem „keine Hochhausketten“ am Elbufer sehen, sondern „feingliedrige Baukörper“, in denen sich „das St. Pauli-Milieu“ widerspiegelt. Lediglich in der Verlängerung der Davidstraße kann sich der Stadplaner „als Duftmarke einen schmalen 11-14 geschoßigen Turm“ vorstellen, in dem Hotelzimmer oder Wohnungen untergebracht werden. Ein Drittel der Hafenrand-Flächen zwischen den Landungsbrücken und Neumühlen soll für Wohnzwecke reserviert werden, neben Gewerbebauten vor allem „ein touristisches Angebot auf höherem Niveau“ entstehen. Ein Brückenübergang für Fußgänger soll die Bernhard-Nocht-Straße direkt an das neue Touristen-Zentrum anbinden.
Als Fremdenverkehrs-Attraktionen favorisiert Kossak ein Aquarium („Das rechnet sich“) und ein Marine-Museum. Eine schicke Einkaufspassage und Gastronomiebetriebe sollen das touristische Angebot abrunden. Bis zur Jahrhundertwende plant Kossak eine „durchgängige Elbpromenade zwischen den Landungsbrücken und Wedel“. Die Entscheidung über die Detail-
1gestaltung der „Nahtlinie zwischen Stadt und Hafen“ (Kossak) an der Hafenrandstraße soll aber schneller fallen. „In den kommenden drei bis vier Jahren“ sollen nach Kossaks Vorstellungen die vagen Pläne präzisiert und in Stein gegossen werden.
Eines der Hauptprobleme: Die größtenteils städtischen Bauflächen will die Finanzbehörde an die Investoren zu Preisen verdealen, die sich laut Kossak „dem von Spekulanten hochgetriebenen Preisniveau angepaßt“ haben. Doch je teurer
1das Grundstück, desto mehr werden Luxus und Kommerz statt Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen in der Hafenmeile Platz finden. Kossak fordert deshalb ve-
1hement eine Korrektur der Grundstückspreispolitik der Hansestadt. Finanzsenator Wolfgang Curilla aber dürfte da gänzlich anderer Meinung sein. Marco Carini
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