: Rainbow-Warrior-Attentat: Agent befördert
■ Kopf des französischen Anschlags auf Greenpeace-Schiff bekommt neuen Posten
Paris (taz) – Für seine ausgezeichneten Dienste bei der Versenkung des Greenpeace-Schiffes Rainbow Warrior und der Ermordung des Greenpeace-Fotografen Fernando Pereira wird der französische Geheimdienstagent Louis- Pierre Dillais nun befördert. Der Oberst soll demnächst für Verteidigungsminister Francois Leotard als Verbindungsoffizier zu den Geheimdiensten arbeiten. Leotard hat den erfahrenen Mann unter mehreren Kandidaten eigenhändig ausgewählt.
Dillais hatte im Juli 1985 die Operation des französischen Geheimdienstes DGSE gegen den Rainbow Warrior geleitet. Das Schiff der Umweltschutz-Organisation ankerte damals in einem neuseeländischen Hafen, wo Greenpeace gegen die französischen Atomversuche protestieren wollte. Unter dem Pseudonym Jean-Louis Dormand soll Dillais eigenhändig das Schlauchboot der beiden Bombenleger gesteuert haben. Nach dem mörderischen Anschlag, der für ihn selbst keinerlei juristische Folgen hatte, arbeitete Dillais im Bereich der nationalen Verteidigung für den Premierminister.
Bei der DGSE stößt sein jetziger Karrieresprung allerdings nicht nur auf Beifall: seine Kollegen werfen ihm vor, daß er bei dem Anschlag auf die Rainbow Warrier die eigenen Leute nicht geschützt habe. So wurden die beiden Täter, das falsche Ehepaar Turenge, erwischt und in Neuseeland festgenommen. Frankreich ließ die beiden Agenten jedoch trotz des politischen und diplomatischen Desasters, das die Affäre auslöste, nicht fallen.
Vor dem Hintergrund starken französischen Drucks mußte die neuseeländische Regierung von einem Mordprozeß absehen – sie befürchtete Probleme bei ihren Agrarexporten nach Europa. Stattdessen kam es nur zu einem Schnellverfahren wegen Totschlags. Das angebliche Ehepaar – der weibliche Hauptmann Dominique Prieur und Major Alain Maffart – wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Doch bereits nach neun Monaten sorgte die Regierung in Paris dafür, daß die beiden Agenten auf eine französische Militärbasis auf dem Südseeatoll Hao ausgeflogen wurden. Die neuseeländische Regierung erhielt das Versprechen, daß die Agenten die Insel drei Jahre lang nicht verlassen sollten. Hoher Besuch blieb nicht aus: die Attentäter wurden unter anderem von damaligen Premierminister Jacques Chirac besucht, und die französischen Medien berichteten kritiklos darüber.
Doch damit noch nicht genug: Mafart wurde bald zum Oberstleutnant befördert und 1991 gar zum Ritter des Verdienstordens geschlagen; Prieur wurde zum Major ernannt. Das Exil wurde, wie unter diesen Umständen nicht anders zu erwarten war, verkürzt; auf das gegebene Versprechen und die über den Vertragsbruch empörten neuseeländischen Proteste nahm die grande nation erneut keinerlei Rücksicht. Erschreckender ist, daß sich in der französischen Öffentlichkeit kein Widerspruch regte. So wird auch heute die Beförderung von Dillais allenfalls achselzuckend zur Kenntnis genommen. Der Anschlag auf das Greenpeace- Schiff gilt noch immer nicht als ehrenrührig. Bettina Kaps
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