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Feine Demokraten

■ Streiksplitter: Widersprüchliche Eindrücke aus FU und Humboldt-Uni

Die FU streikt, heißt es. Aber die Nachrichten sind widersprüchlich. 800 Leute seien bei der Vollversammlung der Wirtschaftswissenschaftler gewesen. So viele, wie seit Jahren nicht mehr. Die OSI- Zeitung nudelt derweil Faxe, wonach der Streik bröckelt. Also Augenschein.

Zum Beispiel die zweite VV des OSI, des Otto-Suhr-Instituts. Die Politologen. Feine Demokraten haben sich da versammelt. Die drei Studentinnen der Redeleitung („weil Frauen das besser können“) sind unsicher. Es gibt eine Fraktion, die immerfort „Abstimmung“ brüllt. Am Podium kurz Unsicherheit, ob die Dekanin reden dürfe. „Abstimmen“ grölt es am linken Flügel. – In den Uni- Gremien haben sie nichts zu schnabeln, die Studis, weil die Profs eine gesetzlich garantierte Mehrheit haben. Aber kaum sind sie auf einer studentischen VV, wollen sie abstimmen, abstimmen, abstimmen.

Worüber eigentlich? Wo sind die Inhalte? In den Arbeitsgruppen, die nun im Hörsaal D ihre Erkenntnisse vortragen. Es habe interessante Diskussionen gegeben, heißt es. Man/frau wolle ein Papier verabschieden. Über was geredet wurde, bleibt verborgen. Nach dem dritten Vortrag hat's die VV gemerkt. „Sagt doch mal, was ihr macht!“ will das Publikum wissen. Der Berichterstatter wird unsicher und liest dann doch aus einem „gemeinsamen Papier“ vor.

Am Mittwoch Bildungszipfel an der Humboldt-Uni, eine studentische Replik. Sie nimmt des Kanzlers Bildungsgipfel aufs Korn, der mittlerweile zum x-ten Mal – diesmal bis Dezember – verschoben wurde. Am Hegelplatz tagt die Arbeitsgruppe Hochschule und Gesellschaft. Es gibt einen 30seitigen Reader mit blauer Spiralbindung, dessen erste These lautet: „Nur die Herrschenden sind in der Lage, Ansprüche an die Hochschulen zu formulieren.“ Die Debatte wogt in luftiger Höhe. Unter einer gerunzelten Stirn hervor wird „ein Beispiel“ verlangt. Endlich ergreift einer das verstehbare, nicht abgelesene Wort. Das Psychologische Institut (PI) an der FU, einst linke Zelle, soll vereinigt werden mit dem Institut für Psychologie (IfP). Das aber ist konservativ. Aber, so erzählt Jochen, das mit dem linken Ansatz ist längst nicht mehr so wild. Ein Reformstudiengang mit Tutorienmodell und Projektstudium sei gefährdet durch die Vereinigung, „weil die Profs Kofferträger und Kopierer brauchen“. Gegenwehr? Unmöglich, sagt Jochen, im vereinten Fachbereichsrat hätten „wir wegen der Mehrheitsverhältnisse keine Möglichkeiten“. Man wünscht sich jemanden herbei, der „Abstimmung“ ruft. Christian Füller

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