■ Anarchie auf dem Christbaummarkt: Kampf um die Nadeln
Kopenhagen (taz) – Sechs Monate bis Weihnachten: allerhöchste Zeit, sich einen Weihnachtsbaum zu sichern. Auf dem wichtigsten Markt für deutsche Christbäume, dem dänischen, hat ein beinharter Kampf um die letzten Baumspitzen begonnen. „Reinste Anarchie“ herrsche, berichtet der Weihnachtsbaumexporteur Tommy Jensen. Die Großhändler stürmen die Plantagen und überbieten sich in den Preisen. Gleichzeitig versuchen ausländische Händler, die Restbestände aufzukaufen, und machen, so Jensen, den Markt mit „Horrorpreisen“ langfristig kaputt. Der Grund für den plötzlichen Verzweiflungskampf um die letzte Nadel ist die Erwartung, daß in diesem Jahr die Weihnachtsbäume bei weitem nicht reichen werden, um die Nachfrage abzudecken. Der Bestand an den Bäumen passender Größe aus den trostlos aussehenden Riesenplantagen ist wegen einiger kalter Winter Mitte der achtziger Jahre um 20 bis 25 Prozent niedriger als in den letzten Jahren. Was die im deutschen Wohnzimmer besonders beliebte Nordmann-Tannen angeht, so wird sogar jeder zweite Baum fehlen. Bei dem empfindlichen Hochzuchtgewächs haben vor allem die jahreszeitlich späten Nachtfröste der letzten Jahre ihren Tribut gefordert. Den Preisen tut das Ganze natürlich besonders gut; diese werden ein Fünftel bis ein Viertel höher liegen als letztes Jahr, prophezeien dänische Großhändler in erwartungsvoller Vorfreude. Reinhard Wolff
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