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Ewig fließende Tinte

■ Die BelEtage der Schreibkultur: Füllfederhalter von einst und jetzt und überhaupt nicht vergänglich

Ewig fließende Tinte

Die BelEtage der Schreibkultur: Füllfederhalter von einst und jetzt und überhaupt nicht vergänglich

Am Anfang des Füllers war der Klecks. Schreckgespenst aller Schulkinder in quälenden Schönschreibstunden, Überlebensgarantie des Tintenkillers und der Grund für heimlich angelegte Löschblättervorräte. Selbst der Amerikaner Lewis Edson Waterman hatte einst ein ähnlich ärgerliches Erlebnis: Ein Kunde sollte eine Versicherungspolice unterzeichnen, die Tinte aus dem gereichten Federhalter ergoß sich übers Papier, der ungeduldige Kunde ging empört von dannen. Lewis Edson Watermans Zorn darüber war so groß, daß er im Jahre 1884 den ersten lecksicheren Füllfederhalter entwickelte, einen „Sicherheitsfüllhalter“.

Der Waterman Patrician, wie er getauft wurde, hat eine mittlerweile über hundertjährige neue Epoche der Schreibkultur markiert. Große, kleine, schmale, dicke, einfache und ganz exquisite Füller sind seither entstanden. Ein Bremer Schreibwarengeschäft in der Sögestraße widmet ihnen eine ganze Abteilung und den Klassikern unter ihnen zur Zeit eine kleine Ausstellung. Sehr feines Edles liegt da in zart mit Stoff drapierten Glasvitrinen, nach Herstellerfirmen sortiert, ein Genuß fürs Auge. BelEtage nennt sich das Ambiente.

Muß man Füllfederhalter-FetischistIn sein, um dies zu mögen? Initiator der Ausstellung Axel Hübener, zugleich Geschäftsführer und Inhaber von Dörrbecker, ist nach eigener Aussage ein „Pen-Manic“ und meint, daß Schreibgeräte zu den wichtigsten Kultur- und Gebrauchsgegenständen überhaupt gehören. Die meisten Füller der Ausstellung sind aus Hübeners Privatsammlung und mit Einzelstücken aus den internen Museen der verschiedenen Markenfirmen ergänzt. Pelikan, Parker, Cross, Omas, Mont Blanc und eben Waterman brillieren mit ihren Besten.

Diese wurden vor allem Anfang dieses Jahrhunderts gefertigt, tragen Art-Deco-Design auf kleinster Fläche, sind sterling- versilbert oder vergoldet, aus Holz oder Celluloid, marmoriert, graviert — und gewinnen heute durch limitierte Nachproduktion erst recht an Rarität. Wie der Treasure Pen, der in 30 Exemplaren aus dem Silber- Schatz einer gesunkenen spanischen Galeere entstand. Den blauen Europa-Füller von 1992, den neben weißen Sternchen auch ein blitzender Diamant ziert, gibt es insgesamt 3.000 mal.

Axel Hübener mag sie alle, hat aber auch so seine Favoriten. „Die Goldfeder meines Grüngestreiften hat mit 25 Jahren nur leider jetzt ihre ultimative Lebensdauer erreicht.“ Also sind sie doch vergänglich? Nein, Hübener glaubt an das Persönliche und Schöne am Füller-Schriftzug, der auch auf einem Computerausdruck nicht fehl am Platze sei. Den Kugelschreiber in seiner Jackentasche leugnet er jedoch nicht, Schreibkultur hat eben vielerlei Facetten.

Die Beziehung zum Füller macht's. Und die kann vielleicht wirklich mit dem „Hemingway“- Füllhalter in der Hand eskalieren. Der ist all jenen (20.000) zugedacht, „die das Denken über das Leben und das Formulieren dieser Gedanken schätzen“, ist korallenrot, schwarzbraun und ziemlich dick. Wobei Größe und Dicke eines Füllfederhalters angeblich nichts über seine Qualitäten aussagen; Hauptsache, die Finger der SchreiberIn berühren sich nicht beim Umschlingen desselben. Es gibt für alles eine Erklärung. Silvia Plahl

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