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Im Tuntenhimmel

■ Tuntenworkshop beim Schwul-Lesbischen Jugendtreff

Der T-Punkt liegt vermutlich in der Nähe des Bauchnabels. Da jedenfalls kribbelt es bei Tim ganz erheblich, als seine Schmink-Beraterin den Schwamm mit Make up ansetzt. Der 19jährige aus Rastede ist aufgeregt. Zusammen mit fünf anderen Männern hat er sich für den Workshop „Den T-Punkt entdecken“ des Europäisch Schwul-Lesbischen Jugendtreffens eingetragen. Dabei steht das „T“ für „Tunte“. Und in genau die verwandlen sich die sechs Teilnehmer unter fachlicher Anleitung von Blessless Mahoney und Didine van der Platenvlotburg, den Obertunten des AStA-Schwulenreferats.

Damit das Schminken nicht zur Bauernmalerei wird, gibt es Tips Tricks und Kniffe. Bei Tim entscheidet sich die Beraterin für einen blauen Lidschatten, der mit seinen Augen und den rotblonden Haaren korrespondiert. Um Tim und Frank, die gerade auf den Schminkstühlen sitzen, schart sich die ganze Truppe, verteil kreischend Komplimente und Kommentare.

„Ich verkleide mich gerne und wollte das mal ausprobieren“, begründet Tim seinen Weg in die schwule Minderheit der Tunten. Männer in Frauenkleidern werden nämlich auch innerhalb der Schwulenbewegung häufig ausgegrenzt. Im Tuntenworkshop ist allerdings von Traurigkeit keine Spur. Und das liegt offensichtlich nicht nur am obligatorischen Sekt. Verkleiden macht Spaß. Nachdem Tim mit Lippenstift und Mutters sechziger-Jahre-Perücke um den Kopf herum fertig ausstaffiert ist, geht es an den Kleiderkoffer. Die Wahl fällt schwer, die tuckige Mehrheit überzeugt ihn schließlich von der Eleganz eines taillierten Blümchenkleides.

Nun ist aus Tim endgültig Mirabelle Adieux geworden, ein neuer Stern am Tuntenhimmel. Ein bißchen üben muß sie aber schon noch. „Immer über die Ferse abrollen und das Gewicht nach hinten verlagern“, empfiehlt Didine zu den Problemen mit den Stöckelschuhen. Nach etwas Übung ist die Gruppe reif zum ersten Ausgang. Mit Handtaschen und Federboas wagen die Novizinnen den Weg über den Campus. „Die Leute auf der Straße haben sich amüsiert“, erzählt Tim. „Überrascht hat mich aber, wie reserviert die anderen Schwulen des Treffens waren“. Abgeschreckt hat ihn das aber nicht.

Zum Ende der Veranstaltung soll es einen kleinen Auftritt geben. Und damit sich die Damen von ihrer besten Seite zeigen können, wollen sie vorher gemeinsam einen Second-Hand-Shop stürmen.

Werner Hinzpeter.

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