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Heftige Kritik an Weizsäcker

■ Öko-Institut: Endlagerung in Sibirien „unmoralisch“

Berlin (taz) – Auf massive Kritik ist der Vorschlag des Wissenschaftlers Ernst Ulrich von Weizsäcker gestoßen, die Endlagerung von deutschem Atommüll in Sibirien zu prüfen. Der Entsorgungsexperte des Öko-Instituts Darmstadt, Gerhard Schmidt, bezeichnete eine Endlagerung in Osteuropa als „unmoralisch“. Die Bereitschaft, deutschen Atommüll aufzunehmen, sei in der Bevölkerung gleich null. Nur durch hohe finanzielle Angebote wäre eine solche Lösung möglich. Das sei aber nichts anderes als nukleare Erpressung, sagte Schmidt der taz.

Weizsäcker und seine Kollegen hätten zudem vergessen, daß es bei der Entsorgung nicht nur um geologische, sondern auch um politische Stabilität gehe. Angesichts der wackligen Lage der osteuropäischen Länder sei eine Diskussion über den Export solch hochgefährlicher Stoffe absurd.

Weizsäcker, der im September das Endlager-Hearing der niedersächsischen Landesregierung leitet, hatte am Montag in Hannover erklärt, die Endlagerung müsse endlich als globales Problem betrachtet werden. Dann werde sich vielleicht herausstellen, daß die Endlagerstätten Sibiriens die sichersten seien, gibt die FR Weizsäcker wieder.

Auch der Göttinger Geologe Gerd Lüttig sprach sich für eine Endlagerung in Osteuropa aus, weil dort die Gesteinsformationen mächtiger seien. Der Wiener Geologe Karl Irlweck – ebenfalls das Hearing vorbereitend – regte allen Ernstes an, Atommüll in jenen Regionen endzulagern, die durch Uranabbau und Atomwaffentests ohnehin verseucht seien. Diesen Vorschlag bezeichnete Gerhard Schmidt vom Öko-Institut als „alte DDR-Philosophie“. Eine Sanierung der verseuchten Regionen werde so unmöglich gemacht. Schmidt wies darauf hin, daß die Atomwaffen-Testregionen und Uranabbaugebiete geologisch instabil seien.

Roland Hipp, Atomexperte von Greenpeace, warf Weizsäcker den Versuch vor, Ergebnisse zu schaffen, bevor der Endlager-Kongreß überhaupt begonnen habe. Für Greenpeace sei die nationale Entsorgung vorrangig. Es gehe nicht an, immer neue Abfallströme zu produzieren und gleichzeitig den Atommüll abzuschieben. Manfred Kriener

Kommentar Seite 10

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