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Flachwitz aus dem Westen

■ Rheinisches Kabarett-Duo „V.E.V.“ beim Summertime-Festival auf Kampnagel

„Neuer Trend in der Intimpflege: Waschen.“ Frank Küster und Dieter Nuhr sind Meister des Flachwitzes. Einige Scherze haben einen so langen Bart, daß das Publikum die Pointen vorwegnahm, bevor die beiden sie am Samstag als V.E.V-Kabarett beim Summertime-Festival auf Kampnagel selbst setzten. Das ist aber nicht alles, sonst wäre ihr erstmals in Hamburg vorgestelltes ProgrammZipfeltreffen kaum über das Niveau einer billigen Comedy-Show hinausgekommen. Die Nummern der Düsseldorfer sind auf keine Stilrichtung abonniert und haben inhaltlich keinen roten Faden. Zote reiht sich an Satire und Kalauer an tiefschwarzen Humor.

Die Stärke der beiden Kabarettisten liegt in der pantomimischen Unterstützung ihrer Geschichtchen. Ein Stuhl, eine Baseballmütze und ein Kerzenständer genügen, um ein komplettes Szenario der „1. Berliner Straßenkampfsport-Tage“ samt Wasserwerfer und Fernsehteam entstehen zu lassen. Dabei wechselt das Duo in schnellem Tempo zwischen höchst unterschiedlichen Rollen.

Zum Einstieg wird das lokale Interesse mit einigen kabarettistischen Hamburgensien befriedigt, es folgen Abhandlungen über Somalia, Rechtsradikalismus, Spießertum und Regenbogenpresse. Eine ganze Reihe von Pointen zielen auf ehemalige 68er und Berufsdemonstranten. Hierzu gibt es einen running gag über das „Kommando Karl Heinz Hempel“, das mit einer Kalorienbombe (=Torte) das Theater in seine Gewalt bringen will und mit seiner Tätigkeit noch nicht aufhören kann, weil die RAF doch erst nach zehn Jahren Mitarbeit eine Berufsrente zahlt. Wo Texter Dieter Nuhr keine Pointe eingefiel, steigen sie brachial aus der Nummer aus, indem sie einfach das Thema wechseln.

Was das Kürzel V.E.V. bedeutet, soll sich jeder selbst ausdenken. Das seit fast sechs Jahren bestehende Duo mit Heimatbühne am Düsseldorfer „Kommödchen“ favorisiert die Deutung „Volkseigener Vergnügungsbetrieb“. Das allerdings scheint etwas unpassend, überschreiten sie doch gerade bei ihren Wessi-Scherzen über die „fünf neuen Zonen“ mehrfach die Grenzen des guten Geschmacks.

Zwischendurch gibt es sogar klassisches Kabarett. Eine fast philosophische Abhandlung über Staatsformen mündet in der Erkenntnis, daß kulturelle Freiheit „die Auswahl zwischen tausend dreilagigen Klopapiersorten“ ist. Glanzpunkt des Programms ist die Zugabe „Ode an die öde Erde“, deren schwermütigen Text dank Nuhrs gelungenen pantomimischen Ablenkmanövern wohl nie ein Mensch zu hören bekommen wird.

Werner Hinzpeter

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