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Pressescheue Fraktions-Chefs

■ Ampelkoalition traut sich nur gemeinsam zur Halbzeit-Bilanz

Pressescheu sind die Herren eigentlich überhaupt nicht. Da kam es doch schon etwas überraschend, daß mit Dieter Mützelburg und Claus Dittbrenner nacheinander gleich zwei Fraktionsvorsitzende der Ampelparteien Grüne und SPD eine Einladung der altehrwürdigen Bremer Landespressekonferenz kurzfristig abgesagt haben. Eigentlich waren sie als die ersten beiden Gesprächspartner für eine vierteilige Pressekonferenz-Serie zur Halbzeitbilanz der Ampel vorgesehen. Heinrich Welke (FDP) und Peter Kudella (CDU) sollten ihren Auftritten folgen.

„Wir hatten in der grünen Fraktion einfach noch keine Zeit gefunden, unsere Halbzeit-Position ordentlich zu beraten“, erklärt Dieter Mützelburg seine Absage, an der „1227. Sitzung der Landespressekonferenz“ teilzunehmen. Und Claus Dittbrenner beruft sich gar auf den Koalitionsausschuß: „Da haben wir beschlossen, nur alle zusammen auf der Landespressekonferenz aufzutreten.“ Was bei Einzelgängen einzelner Fraktionäre passieren kann, hat in dieser Woche gerade erst SPD-Hafensenator Uwe Beckmeyer erleben müssen, als der FDP-Abgeordnete Peter Braun feststellte, dessen Ressort sei eigentlich überflüssig.

Lediglich FDP-Fraktionschef Heinrich Welke ist gut dran. Sein Termin vor der Landespressekonferenz ist erst am kommenden Montag. „Ich gehe selbstverständlich hin“, sagte er gestern, „aber ich habe auch nichts dagegen, wenn meine beiden Ampelpartner mitkommen.“ Und genau das war — so ein Zufall — im Koalitionsausschuß beschlossen worden, und so wird es nun auch geschehen.

Für die Vorsitzende der Landespressekonferenz, die Radio- Bremen-Redakteurin Gaby Schuylenburg, war die doppelte Absage „ziemlich ärgerlich“. Schließlich hatte sie sich von dem getrennten Auftreten der Koalitionäre mehr Spannung versprochen als vom kontrollierten Dreierpack, in dem keiner seinem Tischnachbarn gegens Schienenbein treten wird. So sieht es im übrigen auch Dieter Mützelburg: „Das wird wohl ziemlich langweilig werden“, erklärte er gestern — ohne Anzeichen von Bedauern. Ase

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