: Weitere Schützenhilfe von rechts für den VPM
■ Erzkonservative unterstützen den „Verein zur Förderung Psychologischer Menschenkenntnis“ / „Konservative Sammlung“ präsentiert „belastendes Material“
Die Auseinandersetzung der Sektenbeauftragten des Senats, Monika Schipmann, mit dem „Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“ (VPM) gewinnt immer neue Facetten. Gestern hat der Vorsitzende einer Gruppe namens „Konservative Sammlung“, der ehemalige Wehrmachtsoffizier Dieter von Glahn, auf einer Pressekonferenz angeblich „belastendes Material“ vorgelegt „über linke Gruppierungen, die sich anschicken, bundesweit Einfluß zu nehmen“. In einer 180 Seiten starken Dokumentation soll ein Bild vermittelt werden, das Schipmann, den Sektenbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlins, Pfarrer Thomas Gandow und den kirchlichen Bundessektenbeauftragten Hans-Jörg Hemminger als „linke Seilschaft“ erscheinen läßt, die über die „Umformung des Sektenbegriffes zum politischen Kampfbegriff“ „konservative Kräfte diffamieren“ wolle.
Zwar gehört von Glahn (immerhin ein Psychologe) nach eigenen Angaben nicht dem VPM an. Allerdings hat er im Sommer diesen Jahres in Zürich, wo der VPM seine Zentrale unterhält, bei einer VPM-Veranstaltung einen Vortrag gehalten. Der ehemalige Wehrmachtsoffizier und Spionage-Experte der „Heeresgruppe Fremde Heere Ost“, von Glahn, ist in erzkonservativen Kreisen seit Jahren bekannt. Zusammen mit der damaligen Präsidentin des CAUSA-Verbandes, des politischen Ablegers der rechtsradikalen Mun-Sekte, organisierte von Glahn in den Achtzigern das „Forum für geistige Führung“, war zusammen mit Rechts-Koryphäen wie Gerhard Löwenthal und Ludek Pachmann Mitwirkender der „Konservativen Aktion“, führte Gespräche mit Vertretern der französischen „Front National“.
Auch von Glahns „guter Freund“ Gerhard Löwenthal hat sich in den letzten Tagen öffentlich für den VPM stark gemacht. Die Strategie ist immer gleich, deshalb sei Löwenthal zitiert: Der VPM „ist weder hierarchisch strukturiert noch totalitär. Die Gründe für die Diffamierung des VPM unter anderem mit diesen Begriffen sind vielmehr in seinem Einsatz für werteerhaltende und wissenschaftsorientierte Positionen zu finden, die den Drogenlegalisierern, den politischen homosexuellen Protagonisten einer ,Schwulenpolitik‘ und den gestaltideologischen Schulreformern ein Dorn im Auge sind.“ Damit dürften im Umkehrschluß die politischen Ziele und Feinde des VPM einigermaßen beschrieben sein.
Nicht die interne Struktur und die Ziele des VPM, der von KritikerInnen als „rechte Psychosekte“ eingestuft wird, sollen Thema der öffentlichen Debatte sein, sondern die angeblichen Bestrebungen der „linken Ideologin“ Monika Schipmann, des „KPD-nahen“ Pfarrer Gandow und des „aus dem linksanarchistischen Öko-Institut stammenden“ Hans-Jörg Hemminger – so in der „Dokumentation“ von Glahns.
Es muß beim VPM wohl doch um mehr gehen als um einen „Zusammenschluß von an psychologischen Fragen Interessierten“, wie es der Verein selbst immer so gern darstellt. Warum sonst sollte sich plötzlich nahezu das gesamte rechte Spektrum für den Verein interessieren und gegen die verschiedenen Sektenbeauftragten wettern? Daß die Methoden immer rüder werden, belegt das Vorgehen der „Konservativen Sammlung“ – auch wenn von Glahn behauptet, über seine einmalige Vortragstätigkeit hinaus nichts mit dem VPM zu tun zu haben. Dennoch: Dieses Vorgehen riecht nach Arbeitsteilung verschiedener Gruppierungen, zudem auch der VPM sich bislang meist nicht gegen die Argumente seiner KritikerInnen, sondern gegen die KritikerInnen selbst gerichtet hat. Die Gegendarstellungs- und Prozeßwütigkeit des VPM ist bekannt – daher muß hier angeführt werden, daß bislang eine Koordination der Aktivitäten rechter Kreise und Personen wie des Dieter von Glahn mit dem VPM nicht nachgewiesen werden kann. taz
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