Kommentar: Vettern und Fritten
■ Warum die HSV-Chefs keine Chancen auslassen, sich zu blamieren
An Unappetitlichkeiten hat die Affäre beim HSV einiges zu bieten. Beide Seiten schenken sich in dieser Schlammschlacht nichts. „Machenschaften und Vetternwirtschaft“ wirft Frank Frede, ehemals freiberuflicher Leiter der Merchandising-Abteilung, Uwe Seeler und dessen Führungscrew vor. „Alles erlogen“, kontert der 1. Vorsitzende des HSV und zeiht den 32jährigen eine „Dreckschleuder“.
Wer nun wirklich mit Baggermatsch schmeißt, kann und soll hier nicht entschieden werden, dafür gibt es eine Justiz. Vermutlich wird es noch dauern, bis gerichtlich geklärt ist, wer sich wie und ob überhaupt unrechtmäßig bereichert hat. Bereits jetzt steht aber schon fest, wer in diesem burlesken Mehrakter der Verlierer ist, gleichwie ein späteres Verfahren auch ausgehen mag: der HSV.
Selten hat sich ein mittelständisches Unternehmen, zu dem der Fußball-Bundesligist geworden ist, in aller Öffentlichkeit und vor seinen (auch potentiellen) Geschäftspartnern dermaßen blamiert wie der Club vom Rothenbaum. Rund 55 Millionen Mark beträgt dessen Jahresumsatz, doch geführt wird der Verein wie so manche zweitklassige Frittenbude an der Ecke.
Dabei sollte durch die Einsetzung eines Aufsichtsrats und die Bestellung des Vorstands alles professioneller und effektiver werden. Papperlapapp, derzeit haben Seeler & Co. nichts im Griff. Der Fall ist ihnen längst entglitten und der Schaden kaum noch zu begrenzen. Der neue Geschäftsführer, Ex-Innensenator Werner Hackmann, kann sich auf langwieriges Ausmisten freuen. Clemens Gerlach
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