Kommentar: Im Windschatten
■ Wieso Volker Lange auch diesmal wieder ungeschoren davonkommt
In den vielen Jahren seiner Tätigkeit als Berufspolitiker hat Volker Lange eines mit Sicherheit gelernt: Wie man sich beizeiten und möglichst unauffällig zurückzieht. So passiert einem weniger, und die anderen müssen sich mit den Hinterlassenschaften placken.
Auch bei seinem Rücktritt als 2. Vorsitzender des HSV wird Langes Kalkül aufgehen. „Er hat einen guten Augenblick gewählt“, verlautet – fast ein wenig bewundernd – aus eingeweihten Kreisen des Traditionsclubs. Vereinskassierer Jürgen Engel hingegen steht am Pranger, weil er bei den Ost-Immobilien-Investitionen nicht ausschließlich an das Wohlergehen des HSV gedacht haben soll, sondern auch ans eigene. Unter diesen Umständen mußte Engel seinen Abschied nehmen. Und Lange?
Der wollte zurücktreten, weil er hofft, in Engels Windschatten unbehelligt davonzukommen. Die Chancen stehen gut. Der Hauptschuldige an der ganzen Rothosen-Chose scheint festzustehen. Und Lange kann darauf vertrauen, daß sich die Wogen glätten werden, sobald ein wenig Zeit vergangen ist. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Kungelei und Vetternwirtschaft im Zusammenhang mit der Volkspark-Arena werden dann wie Lausbubenstreiche wirken, verglichen mit den Schandtaten des gefallenen Engels.
Der – nicht nur materielle – Schaden für den HSV ist dennoch immens. „Wir müssen von vorne anfangen“, sagte Vereinschef Uwe Seeler nach der Pfingst-Entlassung von Trainer Felix Magath. Diese Einschätzung ist richtiger denn je. Einer wird bei den Aufbauarbeiten jedoch fehlen: Volker Lange. Der packt lieber, bevor er gepackt wird. Clemens Gerlach
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