Kommentar (vgl. Seite 20): Alleingelassen
■ Wenn eine Mutter um Hilfe bittet Aussiedler
Die Mutter eines Aussiedlerjungen, der nach längeren Streitigkeiten zwischen ethnischen Gruppen in Tenever schließlich Opfer eines Brandanschlags wird, hat das Zeug für eine Heldin. Anstatt in Resig- nation oder Verbitterung zu verfallen, stellt sich die Frau der Öffentlichkeit. Die ehemalige Sowjetbürgerin, die sich im deutschen Behördendschungel noch zu wenig auskennt, um finanzielle Unterstützung für die teuren Fahrten in die Klinik zum Sohn einzufordern, wendet sich an die Presse und an die Politik – aber nicht, um für sich selbst Vorteile zu erzielen: Verhindern Sie Gewalt unter Jugendlichen. Tun Sie etwas gegen die Angriffe, denen Aussiedler durch Ausländer ausgesetzt sind, appelliert sie an den Justizsenator, den Innensenator und die Sozialsenatorin.
Doch die Verantwortlichen für Justiz und Inneres haben es nicht einmal nötig, wenigstens Bedauern über den Vorfall auszudrücken. Während PolitikerInnen allenthalben nach schnellerer Bestrafung und nach mehr Polizei rufen, lassen sie die Opfer von Straftaten allein. Die Mutter hat, während sie noch um das Leben des Sohnes zittern mußte, mit ihrem Schritt viel Courage gezeigt. Die Regierenden haben mit ihrer Gleichgültigkeit diese Frau allein gelassen und zugleich die Chance zum Gespräch und damit zur möglichen Deeskalation unter Betroffenen verhindert. Eva Rhode
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