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■ Die anderenzur SPD nach den Sachsen-Wahlen

„La Repubblica“ (Rom) zur SPD nach den Sachsen-Wahlen: Inzwischen ist um den Kanzler und seine Partei herum verbrannte Erde. Der Zusammenbruch der SPD in Raten erscheint immer mehr wie ein unumkehrbarer Trend. Die Sozialdemokratie hat die größte Schlappe der Geschichte eingesteckt und ist auf den Wert einer Splittergruppe abgesackt.

„Le Figaro“ (Paris) dazu: Die Jugend ist nicht mehr von der SPD angezogen und von den Grünen auch nicht. Sie geht zu den Konservativen über. Kanzler Gerhard Schröder sieht sich mit einer Glaubwürdigkeitskrise konfrontiert.

„Le Soir“ (Brüssel) schreibt: Das war keine Niederlage, das war ein Debakel von einer Reichweite, wie es die Sozialdemokraten bisher nicht kannten. Das Ergebnis zeigt, dass es dem Kanzler trotz seines glühenden Plädoyers im Bundestag nicht gelungen ist zu zeigen, dass die SPD die Partei der sozialen Gerechtigkeit bleibt. Dennoch ist es noch nicht das Ende seiner Regierung. Denn in der Ex-DDR ist das Wahlverhalten nicht so gefestigt wie im Westen.

„Corriere della Sera“ (Mailand) kommentiert: Eine verheerendes Ergebnis für den Kanzler – es vergiftet die Beziehungen im Regierungsbündnis.

„La Stampa“ (Turin): Für die Regierung von Kanzler Gerhard Schröder ist die neue Schlappe eine Katastrophe für Politik und Ansehen, die den Kampf im Inneren der Partei wieder entfacht. Wenn die Situation für die SPD desaströs ist, dann ist sie für die Grünen dramatisch. Derweil zeichnet sich in der Partei ein neuer potenziell verheerender Konflikt ab. Protagonisten sind Außenminister Joschka Fischer, der mehr Einfluss für sich beansprucht, und die Sprecherinnen, die ihm lautstark Arroganz vorwerfen.

„Le Journ la Haute-Marne“ (Chaumont): Gerhard Schröder ist um seine Bilanz nicht zu beneiden. Er hat seine Partei binnen einen Jahres vom Siegestaumel über Kohl, den Vater der Wiedervereinigung, in die Katerstimmung regelmäßig verlorener Landtagswahlen getrieben. Die gestrige Niederlage in Sachsen bedeutet eine weitere Erniedrigung der SPD durch die CDU und vor allem durch die PDS. In Deutschland wie anderswo sind die Wahltermine zwischen den Parlamentswahlen traditionell Ventile für die Unzufriedenheit. Gerhard Schröder schaut vor allem auf die Bundestagswahl 2002. Aber die Tragweite der Niederlage vom Sonntag schwächt den Kanzler, der sich vom Rücktritt seines Finanzministers Lafontaine sichtlich nicht erholt hat.

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