: UÇK und KFOR streiten weiter
■ Nach einem Verhandlungsmarathon lehnt die UÇK ein Dokument über ihre Demilitarisierung ab. Eine neue Frist für die Entwaffnung läuft bis Dienstagnacht
Priština (AP/rtr) – Vertreter der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) haben einen Vertrag über ihre Entwaffnung vorerst platzen lassen. Nach einer nächtlichen Marathonsitzung in Priština lehnte die UÇK-Führung gestern Morgen die Unterzeichnung eines Dokuments ab, in dem die Umwandlung der Organisation in ein ziviles Korps festgeschrieben werden sollte. Die abgelaufene Frist zur Entwaffnung der UÇK wurde um 48 Stunden bis auf Dienstagnacht verschoben.
„Der Prozess der Demilitarisierung geht weiter“, betonte der politische Führer der UÇK, Hashim Thaci, trotz der Unstimmigkeiten nach dem Verlassen des Hauptquartiers der internationalen Kosovo-Truppe KFOR. Auch die Gespräche würden fortgesetzt. Der KFOR-Befehlshaber, Michael Jackson, und der Leiter der zivilen UN-Mission, Bernard Kouchner, bedauerten in einer gemeinsamen Erklärung, dass noch keine Vereinbarung erzielt worden sei. Jackson warnte die UÇK davor, die Stabilität des Kosovo zu gefährden.
Das vorläufige Scheitern der Gespräche offenbart eine breite Kluft zwischen den Vorstellungen der KFOR und der UÇK über die Zukunft des Kosovo. Die UÇK fordert die Unabhängigkeit des Kosovo von Belgrad und möchte ihre Organisation in eine nationale Armee umwandeln. KFOR und Vereinte Nationen dagegen lehnen eine Abspaltung des Kosovo ab und verlangen, dass die internationale Truppe die einzige bewaffnete Macht im Kosovo ist. Die Funktion des Kosovo-Korps, in dem die UÇK aufgehen soll, wären nach Vorstellung der KFOR die Erfüllung ziviler Aufgaben wie der Katastrophenschutz.
Ein strittiger Punkt der Verhandlungen war dem Vernehmen nach auch die Forderung der UÇK, ihre Uniformen behalten zu dürfen. Der KFOR-Sprecher Roland Lavoie warf Thaci außerdem vor, in der Frage der Bewaffnung des geplanten Kosovo-Korps nicht eingelenkt zu haben.
Laut Lavoie hat die KFOR bisher mehr als 10.000 Waffen und 5,5 Millionen Schuss Munition eingesammelt. Die Nato berichtet allerdings, dass sie immer wieder auf schwere Waffen stößt, die die UÇK bereits abgeliefert haben sollte.
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