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■ Diepgen des TagesOlympia 2012

Wenn sie doch nur in eine angefaulte Curry-Wurst gebissen hätte. Wir hätten sie bedauert, ihr Glückwünsche übermittelt und einen Blumenstrauß ins Krankenhaus geschickt. So wie damals, 1995, als die Spitzenfrau der SPD zur Abgeordnetenhauswahl sich ein paar Tage vor der Entscheidung mit dem Berliner Hauptnahrungsmittel den Magen verdarb. Jetzt, wo sie sich aus dem Senat zurückziehen will, wäre ihr ewiger Ruhm beschieden. Dass sie einmal Sportsenatorin war, hätten wir ihr verziehen, es bliebe vergessen, ganz menschlich gesehen.

Jetzt aber bleibt auch dieser Aspekt des Stahmerschen Wirkens für immer in Erinnerung! Denn acht Tage vor der Wahl hat Stahmer erklärt, was ihr Job ist: „Ich bin Sportsenatorin“. Eine mit Visionen, eine die heiße Eisen anfasst. Und die Sache ist schärfer als jede Currywurst: Berlin soll 2012 die Olympischen Spiele kriegen, lautet die Botschaft der Acht-Tage-Sportsenatorin. Nach dem Reinfall bei Olympia 2000 nun der Gegenangriff. Hat sie sich gedopt, oder wurde sie gedopt? Blackout oder Flashback? Egal.

Wo war sie denn in den vergangenen vier Jahren als Sportsenatorin? Abgetaucht. Weder sah man sie gemeinsam mit Kollege Klemann, der eigenhändig die Klappsitze ins Olympiastadion reinschraubte, als es eng wurde. Auch wenn Hertha stürmt, sitzt sie lieber zu Hause statt auf der Tribüne. Die Sportstätten im Ostteil der Stadt hat sie verfallen lassen, und bei Alba denkt die Senatorin an die Müllentsorgung. Wir nicht!! Außerdem raucht sie Kette.

Im Fußball ist es das Eigentor, das einen wie Depp aussehen lässt, in der Politik die Fatalität der Wirklichkeit. An der sind, beim Thema Olympia, schon der Dressman Lutz Grüttke und Axel Nawrocki als NOlympianer gescheitert. Stahmer hat den Stab aufgenommen und ist damit nach vorn geprescht. Ganz sportlich wollte sie sein, richtig Sportsenatorin eben. Die Hall of fame ist ihr sicher. Molly Bluhm

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