gebühren im revier: Passt nicht
Studiengebühren und Ruhrgebiet – das geht nicht zusammen. Der Zugang zu höherer Bildung ist Teil des Strukturwandels. Die Hochschullandschaft im Ruhrgebiet entstand als Reaktion auf die Krise der Montanindustrie: Ein besser ausgebildeter Nachwuchs sollte der Region eine Zukunft geben. Durch den unbeschränkten Zugang zu Studiengängen und dank des Bafög schafften es überdurchschnittlich viele Kinder aus Arbeiterfamilien an hiesige Universitäten und Fachhochschulen. Und doch finden bis heute zu wenig Schulabgänger den Weg in die akademische Ausbildung.
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Andernorts mag die Einführung von Studiengebühren dabei helfen, dass die Konsumentenmentalität der Studierenden aufgebrochen wird, dass sich Lehrkräfte weniger schonen, weil sie den Auszubildenden ja etwas kosten. Doch Eltern und Kinder aus bildungsferneren Schichten schrecken schon die Diskussionen über hohe Semesterbeiträge ab.
Dabei zeigt die internationale Pisa-Studie längst, dass das bundesdeutsche Bildungswesen vor allem an neuen alten Klassengegensätzen krankt – vernachlässigte Schüler wurden im letzten Jahrzehnt vermehrt im Stich gelassen. Hier muss sich vor allem etwas ändern, wenn der Bildungsstand besser werden soll, in der sich wie in der Warenwelt längst eine Premium-Klasse heraus gebildet hat– meist fernab des Ruhrgebietes. Wer auf Gebühren setzt, verkennt die soziale Lage im Revier und verschlechtert die Zukunftschancen der Region.
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