USA besorgt über Europa

US-Regierung sieht wachsenden Antisemitismus. Steigende Zahl von Übergriffen betreffe vor allem Europa

WASHINGTON dpa ■ Das US-Außenministerium sieht Antisemitismus in Europa auf dem Vormarsch. Der Trend werde sich mit dem Zuzug von Muslimen noch verstärken, warnte die Regierung in einem Antisemitismus-Bericht, der am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde. Darin werden die Anstrengungen der europäischen Regierungen gelobt, Antisemitismus zu bekämpfen, doch würden Vorkommnisse nicht überall gleichermaßen strikt verfolgt.

„Der Bericht konzentriert sich auf Europa, weil dort viele antisemitische Zwischenfälle vorkommen“, sagte der Sonderbeauftragte für Holocaust-Angelegenheiten, Edward O’Donnell. In Osteuropa kämen antisemitische Attacken vor allem aus traditionell rechtsradikalen Kreisen. Dort seien vor allem alte antijüdische Klischees verbreitet.

In Westeuropa spielten aber radikalisierte Muslime eine immer größere Rolle. Vorfälle hingen dort inzwischen oft mit den Ereignissen im Nahen Osten und Hass auf Israel zusammen. Auch in arabischen Medien nehme der Antisemitismus zu. Dort werde immer häufiger die Terminologie des Holocaust benutzt, um Israel zu dämonisieren. „Die steigende Häufigkeit und Härte antisemitischer Vorfälle seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts vor allem in Europa, zwingt die internationale Gemeinschaft, sich mit neuem Elan dem Antisemitismus entgegenzustellen“, verlangt der Bericht.

Präsident George W. Bush hatte den jährlichen Überblick über antisemitische Vorkommnisse weltweit angeordnet und im Oktober per Gesetz festgeschrieben. Nächste Woche tagt der Jüdische Weltkongress (WJC) in Brüssel. Er ist besorgt über Umfragen in Europa, wonach viele Menschen Israel als Bedrohung für den Weltfrieden sehen.