: Irland der Königin
Dublin (taz) - Am Wochenende ging die traditionelle Saison loyalistischer Märsche und Paraden zu Ende. Zum (vorläufigen) Abschluß demonstrierten am Samstag noch einmal tausende von Protestanten in verschiedenen Städten Nordirlands gegen das anglo– irische Abkommen vom November letzten Jahres. Zwar kam es zu keinen Zwischenfällen, aber die Redner der protestantischen Orden wiesen den Weg in die Zukunft: Die Protestanten seien dazu verpflichtet, die Katholiken in der Republik Irland von der Tyrannei des Papstes zu befreien, „auf daß wir eines Tages unserer Königin ein vereintes, protestantisches Irland übergeben können.“ Als nächster Schritt soll der Boykott aller Institutionen wieder verstärkt werden, um die nordirische Verwaltung lahmzulegen. Der Boykott war in letzter Zeit stark abgebröckelt, da einige protestantische Politiker fürchteten, damit ihre Wähler zu verärgern. Außer den Protestanten scheint jedoch sonst niemand den anglo– irischen Vertrag ernstzunehmen. In der letzten Woche wurde ein weiteres Verfahren eröffnet, dessen Anklage einzig auf der Aussage eines Kronzeugen beruht. Dieser Kronzeuge, Harry Kirk Patrick von der bewaffneten Untergrundorganisation INLA, hatte mit seinen Anschuldigungen bereits 30 Leute hinter Gitter gebracht. Laut anglo–irischem Abkommen sollten Gerichtsverfahren dieser Art eigentlich abgeschafft werden. Die IRA hat in der vergangenen Woche noch einmal betont, daß sie ihre Kampagne gegen Firmen und Dienstleistungsunternehmen, die Aufträge von den Sicherheitskräften „ausführen“, verstärken würde. Am letzten Donnerstag hatte die IRA einen 22jährigen Elektriker erschossen, da er in britischen Kasernen Installationsarbeiten verrichtet hatte. In ihrer Presseerklärung dazu warnt die IRA ausdrücklich die Brauereien „Guinness“ und „Bass“ davor, die nordirische Polizei und die britische Armee mit Bier zu beliefern. Ralf Sotschek
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