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40 Vopos gegen zehn Greenpeacer

■ Aktion der Umweltschützer in Ost–Berlin gegen die Versalzung von Werra und Weser

Berlin (taz) - „Zurück an den Absender“ schleppten zehn Aktivisten von Greenpeace am Montag einen Zentner Salz aus der Werra. Das Mitbringsel kippten sie in Ost– Berlin vor dem Ministerium für Umweltschutz ab. Gleichzeitig stiegen die Greenpeacer dem Ministerium aufs Dach und hängten ein Transparent (“DDR–Salz vergiftete Werra und Weser - Schluß damit“) in den lauen Herbstwind. Die letzte Aussage ihrer Parole nahm die Volkspolizei, deren Präsidium praktischerweise direkt gegenüber dem Ministerium liegt, gleich wörtlich. 30–40 Vopos, so die Auskunft von Greenpeace, seien angestürmt, um das Transparent eilig zu beseitigen und die Greenpeacer festzunehmen. Die ganze Aktion habe nur Minuten gedauert, das anschließende Verhör dafür bis zu fünf Stunden. Dennoch seien die Umweltschützer „korrekt und höflich“ behandelt und schließlich - ohne Geldbuße oder andere Strafmaßnahmen - durch den Diplomatenaus gang (!) des Grenzübergangs Friedrichstraße abgeschoben worden. Für Greenpeace war der Ost– Berliner Besuch Teil ihrer Ge samtaktion Weser, die gegenwärtig läuft. Durch die DDR–Kalibergwerke fließen nach Greenpeace–Angaben 152 Kilo Salz die Werra hinab in die Weser. Der Salzgehalt der Werra sei an einigen Stellen höher als der der Ostsee. Aus einem Liter Werra–Wasser können 27 Gramm Salz gewonnen werden. Greenpeace hat für seine Aktion mittels eines „sehr alten und umweltfreundlichen“ Eindampfverfahrens aus mehr als 1.000 Litern Original–Werra– Wasser gleich einen ganzen Zentner Salz erhalten und trickreich über die Grenze nach Ost–Berlin gebracht. Wie, wollte man nicht verraten. Verkümmerte Fische mit blutigen Geschwüren und Wucherungen habe man diesmal noch zuhause gelassen. Sie werden vielleicht bald bei den westdeutschen Vergiftern der Weser vor der Tür liegen, die das GP–Aktionsschiff „Beluga“ gegenwärtig ansteuert. 300.000 Menschen sind laut Greenpeace auf das Trinkwasser aus der Weser angewiesen, das neben den Salzfrachten (ost) auch stark mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (west) belastet ist. -man–

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