: 100.000 zur Demo nach Hasselbach
■ Breites Spektrum von Rüstungsgegnern hat sich für kommenden Samstag angesagt / Gewaltfreie Demo wird erwartet
Aus Heidelberg Rolf Gramm
Mehr als 100.000 Teilnehmer erhofft der Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung (KA) für die am kommenden Samstag stattfindende Demonstration am geplanten cruise–missile–Standort Hasselbach im Hunsrück. Bis Montag mittag waren bereits über 700 Busse sowie sechs oder sieben Sonderzüge in der Bonner Zentrale gemeldet. Zur Teilnahme an den Aktionen hat das gesamte Spektrum der Friedensbewegung bis hin zum Präsidium der SPD aufgerufen. Ab 11 Uhr sollen am kommenden Samstag das zur Stationierung der cruise–missiles vorgesehene Gelände sowie die danebenliegende Bundeswehrkaserne von den Demonstranten umschlossen und gegen 12 Uhr eine Menschenkette gebildet werden. Ab 14 Uhr beginnt auf dem Marktplatz der Gemeinde Bell in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Gelände die Kundgebung. Als Redner werden hier u.a. auftreten: Robert Jungk, der über den Zusammenhang von ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie sprechen wird, Horst Klaus vom Hauptvorstand der IG Metall, Anita Aschenbrenner von der Bürgerinitiative gegen die WAA sowie verschiedene Vertreter von Initiativen. Highlight im Kulturprogramm soll - neben Hannes Wader und dem Chor der südwestafrikanischen Befreiungsbewegung SWAPO - ein gemeinsamer Auftritt von Udo Lindenberg und der sowjetischen Rocksängerin Alla Pogatschowa sein. Parallel zum Kundgebungsprogramm wird vom „Initiativkreis Kinder wollen Frieden“ ein Kinderfest organisiert. Die rheinland–pfälzische CDU hatte sich vor etwa zwei Wochen in einer öffentlichen Erklärung zur Stationierung der cruise–missiles bekannt und sich entschieden dagegen verwahrt, daß Kinder „in solche Proteste und Demonstrationen, die erfahrungsgemäß durch die Anwesenheit von Chaoten ein hohes Risiko in sich bergen, einbezogen werden“. Für Andreas Zumach vom Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung gibt es „nicht die geringsten Anzeichen dafür, daß es im Rahmen der Aktionen am Samstag zu irgendwelchen Gewalttätigkeiten seitens der Demonstranten kommen könnte“. Auch mit Übergriffen der mindestens 5.000 Polizistenrechne man nicht. Ein zirkulierendes Flugblatt unter der Überschrift „Unzertrennlich kämpfende Einheit“, in dem u.a. auf die Telefonnummer des Bonner Innenministeriums verwiesen wird, hält der KA übereinstimmend entweder für eine Fälschung durch rechte Kreise oder für einen Gag. Die Veranstalter warnen im übrigen nachdrücklich vor der Anreise mit Privat–PKWs, weil die Straßen in der Gegend für eine derartige Großveranstaltung nicht ausgelegt sind.
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