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„Im Kampf gegen die Apartheid gefallen“

Am Fuße eines riesigen Porträts von Samora Machel an der Front des Stadtsaales von Maputo war sein Sarg als ein winziger roter Punkt für die am Dienstag auf dem Unabhängigkeitsplatz versammelte Menge kaum zu erkennen. Die letzte Ehre Tausende standen bei trauergrau bedecktem Himmel im seichten Nieselregen. Zu ernster Musik hielten sie Bilder des Präsidenten in die Höhe, einige mit der Aufschrift „Apartheid ist verantwortlich für den Tod unseres Präsidenten“. Viele der Anwesenden weinten leise. Schon seit Freitag hatte sich das mosambikanische Volk auf den Unabhängigkeitsplatz gedrängt, wo Machel im Stadtsaal aufgebahrt war. Regelmäßig lieferten die schwarzen Limousinen offizielle Delegationen ab, die dem Toten die letzte Ehre erwiesen. Indessen wartete das Volk in schier endlosen Schlangen bis nach Mitternacht, um sich von Machel zu verabschieden. Viele Frauen stolperten hilflos schluchzend die Stufen des Stadtsaales hinunter. Keine Angst, keine Zweifel und kein Zögern Auch Marcelino dos Santos, der greise alte Herr Mosambiks und bis zu Machels Tod zweiter Mann im Lande, konnte sich am Dienstag bei seiner an seinen toten Freund gerichteten Gedenkrede nicht halten. Immer wieder brach seine Stimme, während er Machel als Gründer und politisch–ideologischen Führer des unabhängigen Mosambiks pries. Implizit schloß sich mit Dos Santos nun auch Mosambik den Anschuldigungen der anderen Frontstaaten gegen Südafrika an. „Als unermüdlicher Kämpfer bist du im Kampf gegen die Apartheid gefallen“, sagte er, an den toten Machel gerichtet. „Mit dir kannten die Mosambikaner keine Angst, keine Zweifel, kein Zögern.“ Nun müsse man lernen, ohne ihn weiterzumachen. Doch trotz allen Schmerzes drückte Dos Santos auch eine neue, aus Zorn geborene Ent schlossenheit aus. „Wir werden stärker durch die Wut, die wir gegen diejenigen empfinden, die uns Machel gestohlen haben“, schluchzte er fast. „Mehr als je zuvor sind wir stark, vereinigt, sicher und entschlossen, den entscheidenden Kampf gegen unsere Feinde zu kämpfen.“ Sowohl die offiziellen Delegationen aus fast 100 Ländern, darunter mehr als ein Dutzend Staats–und Regierungschefs, als auch etwa 1.000 blankgeputzte FRELIMO–Soldaten begleiteten Machels auf einer Lafette aufgebahrten Sarg sodann auf dem fünf Kilometer langen Weg zum Heldenfriedhof von Mosambik. Dort, am Rande der Hauptstadt, wurde er neben seiner ersten Frau Josina, die als Vorbild für alle mosambikanischen Frauen gilt, und Eduardo Mondlane, dem Gründer von FRELIMO, beigesetzt. Katastrophale Wirtschaft Machels Tod ist für Mosambik das Ende einer Ära. Er führte das Land in dem seit der Unabhängigkeit 1975 andauernden Kampf gegen die offiziell „Banditen“ genannten MNR–Rebellen, die es geschafft haben, Mosambik wirtschaftlich zu ruinieren. Man sieht Maputo an, daß es seit Jahren keine Farbe mehr zu kaufen gibt. Und wie in vielen Entwicklungsländern sind auch hier die Autos mit Mühe zusammengebastelt und Benzin streng rationiert. Nur die Diplomaten (auch jene aus den Ostblockländern) und die Entwicklungshelfer, die mit ihren Devisen in gesonderten Läden noch immer alles kaufen können, bilden eine privilegierte Enklave. Für die Mehrheit der Mosambikaner hat die Dürre der letzten Jahre die Lebensmittelsituation katastrophal verschlechtert. Nur durch internationale Hilfe konnten bisher die monatlichen Rationen noch garantiert werden. Doch seit dem vergangenen Monat wird das Militär aus denselben Mitteln versorgt, sodaß die Reisration von vier Kilo pro Person und Monat auf ein Kilo reduziert werden mußte. Auch die Liberalisierung des Marktes für landwirtschaftliche Produkte hat da wenig geholfen. Zwar werden Preise für Gemüse jetzt vom Markt bestimmt. Dennoch blüht der Schwarzmarkt und die Preise für viele Lebensmittel sind hoch. Beim offiziellen Wechselkurs von 40 Meticas pro Dollar ist das Gehalt eines Universitätsdozenten mit 20.000 Meticas gar nicht mal so schlecht. Doch auf dem Schwarzmarkt kostet ein Dollar mehr als 1.000 Meticas, wofür man etwa ein Kilo Fisch kaufen kann. Deshalb sind zur Lebensmittelversorgung für die meisten Stadtbewohner Verbindungen mit Verwandten auf dem Lande besonders wichtig. Für die katastrophale wirtschaftliche Lage Mosambiks ist die Destabilisierungspolitik Südafrikas zu einem großen Teil verantwortlich. Solidarität der Frontstaaten Der Druck hat sich in den letzten Wochen noch weiter verschärft, seit der US–Kongreß zusammen mit der Verhängung von Sanktionen beschloß, die Renovierung des Beira–Korridors zu finanzieren, dessen wichtige Eisenbahnstrecke, Straße und Pipeline das Binnenland Zimbabwes mit dem mosambikanischen Hafen Beira am Indischen Ozean verbindet. Die Instandsetzung würde die Abhängigkeit der Frontstaaten von Südafrikas Transportwegen beachtlich reduzieren. Da dies dem Interesse des Apartheidregimes in Südafrika widerspricht, konzentrieren sich die Spannungen im südlichen Afrika zunehmend auf Mosambik, das durch Machels Tod nun noch weiter geschwächt worden ist. Nur mit der tatkräftigen Solidarität der Frontstaaten wird das Land dem südafrikanischen Druck widerstehen können. So ist Robert Mugabes Versicherung, daß auch Zimbabwe bis zum letzten Mann für Mosambiks Unabhängigkeit kämpfen wird, von besonderer Bedeutung. Die Reaktion kam schnell: die MNR hat nun auch Zimbabwe den Krieg erklärt. Hans Brandt

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