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Hoechst gefährdeter als Sandoz

■ Bürgerinitiative „Schnüffler und Maagucker“ verlangt Hoechst–“Werksbesichtigung“ nach Sandoz–Unfall / Kunststoff–Vorprodukte, Pharmaka und Agro–Chemikalien direkt am Main gelagert

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die Frankfurter Bürgerinitiative „Hoechster Schnüffler und Maagucker“ fordert heute in einem Brief an die Hoechst AG - „im Rahmen einer Betriebsbesichtigung“ - den Zugang zum Werksgelände. Die rund fünfzehn Chemiker, Biologen und Physiker der Initiative interessieren sich insbesondere für das Chemikalien–Versandlager des Chemiegiganten, gegen das das Sandoz–Lager in Basel „ein Klacks“ gewesen sei. Wie „Schnüffler“ Norbert Barth gegenüber der taz erklärte, würden dort Kunststoff–Vorprodukte, Pharmaka und Agro–Chemikalien „in unübersehbaren Mengen“ direkt am Main gelagert. Auch die hessische Landesregierung hat inzwischen reagiert. Auf Initiative von Umweltminister Fischer trat gestern in Wiesbaden eine interministerielle Arbeitsgruppe „Vorsorge gegen Umweltkatastrophen“ erstmals zusammen, um vor allem das hessische „Gefährdungspotential“ abzuschätzen. Wie Fischers Mitarbeiterin Christiane Kohls auf Nachfrage mitteilte, sei man auf Seiten der Industrie - nach dem Sandoz–Unfall - „nicht abgeneigt“ gewesen, hier mit dem Umweltminister zusammenzuarbeiten. Die Hoechst AG selbst teilte bereits am Montag mit, daß ihre Fachleute - „sofort nach dem Unfall bei Sandoz“ - das Werksge lände inspiziert hätten. Ein Unfall wie in Basel, so ein Firmensprecher, sei in Frankfurt „nahezu ausgeschlossen“. Frankfurts Feuerwehrchef Ernst Achilles erklärte gleichlautend gegenüber der taz, daß ein solcher Brandfall wie bei Sandoz sich bei der Hoechst AG so nicht ereignen könne: „Solche Baugenehmigungen wie in Basel wären hier nicht erteilt worden.“ Der Schweizer Chemiekonzern habe in seinen Gebäuden weder feuerbegrenzende Trennwände noch automatische Löschanlagen installiert, ganz zu schweigen von Auffangwannen für vergiftete Löschwässer. Ob allerdings die Hoechst AG über entsprechende, über die direkte Brandsicherung hinausgehende Sicherheitseinrichtungen verfüge, konnte Achilles nicht sagen. Doch bei der Hoechst AG arbeite eine „leistungsfähige Berufsfeuerwehr“. In einem immissionsrechtlichen Genehmigungsverfahren für eine neue Hoechst–Produktionsanlage für aromatische Nitroverbindungen hat die BI „Schnüffler und Maagucker“ inzwischen einen ersten Erfolg erzielen können. Die etwa 25 Toxikologen und Pharma–Chemiker, die im Auftrag des Chemiekonzerns in der vergangenen Woche zum Erörterungstermin auf dem Frankfurter Ordnungsamt erschienen, hatten „offene Ohren“ für das Verlangen der BI, die gesamte Anlage „in eine Tasse“ stellen zu lassen. Denn im Brandfall, so die Argumentation der Umweltschützer, dürfe kein Löschwasser in den Main fließen. Der für die Genehmigung zuständige Regierungspräsident hat inzwischen signalisiert, daß diese „Tassenkonstruktion“ Teil der behördlichen Auflagen werden soll. Da die Hoechst AG nicht von sich aus diese „Tassenkonstruktion“ angeboten habe, müsse davon ausgegangen werden, daß auch in der Vergangenheit hier „gespart“ worden sei, meinte BI–Mitglied Barth abschließend.

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