Südafrika: Streik bei GM spitzt sich zu

■ Mit Streikbrechern und Entlassungen geht die Geschäftsleitung von General Motors gegen streikende Arbeiter vor

Von Hans Brandt

Johannesburg (taz) - Die Auseinandersetzung zwischen den 2.500 seit dem 29. Oktober streikenden Arbeitern beim südafrikanischen General Motors–Werk (GM) und den Managern spitzt sich immer mehr zu. Letzte Woche wurden 567 Arbeiter gefeuert, nachdem sie sich geweigert hatten, ihre Besetzung des Werkes freiwillig aufzugeben, und von der Polizei entfernt werden mußten. Zu dem Streik war es gekommen, nachdem der US–Konzern seinen Rückzug aus Südafrika angekündigt hatte. Die Arbeiter fordern sowohl finanzielle Abfindungen nach dem Rückzug als auch die Rückzahlung ihrer Rentenbeiträge. Die Manager nannten das „Erpressung“ und „unrealistisch“. Über den weiteren Verlauf der Aktion sollten am Freitagnachmittag Tausende von GM–Arbeitern bei einer Großversammlung beschließen. Ergebnisse dieser Versammlung lagen bis Redaktionsschluß noch nicht vor. GM hat inzwischen die Produktion mit Hilfe von Büroangestellten und Frauen stolpernd wieder aufgenommen. Gleichzeitig wurden die 567 freigewordenen Stellen in Zeitungsanzeigen ausgeschrieben. In Port Elizabeth, ehemals als „Südafrikas Detroit“ bekannt, liegt die Arbeitslosenquote weit über 50 Prozent. So bildeten sich lange Schlangen vor den GM– Werkstoren: Streikbrecher reißen sich um die Jobs. Das wird zu großen Spannungen in den Townships führen. Der GM–Streik zeigt, wie problematisch es für die Gewerkschaften ist, zur Disinvestition aufzurufen. Während internationale Konzerne empfindlich auf politischen Druck zuhause reagieren, haben südafrikanische Manager beispielsweise bei Entlassungen viel weniger Skrupel. Andererseits ist diese Aktion auch eine Warnung an ausländische Firmen, bei ihren Rückzügen aus dem Apartheid–Staat die Gewerkschaften nicht zu übergehen.