: Ein Atomic–Valley in Bayern
■ Nach Informationen der bayerischen Grünen sollen radioaktive Abwässer im bayerischen Valley gelagert werden / CSU verweigert die Antwort auf parlamentarische Anfrage
Von Bernd Siegler
Unter Berufung auf gut informierte Kreise aus dem Umfeld des bayerischen Umweltministeriums gehen die bayerischen Grünen davon aus, daß bereits konkrete Pläne existieren, tritiumhaltige Abwässer aus der Wackersdorfer WAA im Landkreis Miesbach zu lagern. Die radioaktiven Abwässer sollen in die Bohrlöcher der aufgelassenen Ölfelder der PREUSSAG–AG verpreßt, d.h. in tiefe Gesteinsschichten versenkt werden. Schon im Januar dieses Jahres hatte der bayerische Ministerpräsident Strauß der WAA– Betreiberfirma DWK zugesichert, daß Bayern „für die Bereitstellung eines gleichwertigen Standortes zur Verpressung von Tritium in hinreichender Nähe zur Anlage Sorge tragen“ werde. Prof. Armin Weiß, Landtagsab geordneter der Grünen, hatte eine entsprechende Anfrage im bayerischen Landtag gestellt, die bis zum 5. Dezember hätte beantwortet werden müssen. Statt einer Auskunft erhielt er nun die Nachricht, daß das Umweltministerium zur Beantwortung der Frage eine Fristverlängerung bis zum 25. Januar 1987, dem Termin der Bundestagswahl, beantragt habe. Dieser Termin ist für Professor Weiß kein Zufall. Anscheinend befürchtet man bei der CDU, so die Vermutung der Grünen, daß bei Bekanntwerden der Einlagerungspläne noch vor den Bundestagswahlen, ähnliche Stimmenverluste drohen, wie es in der Region Schwandorf bei den bayerischen Landtagswahlen der Fall war. Die in einer Menge von ca. 300 Tanklastwagen anfallenden radioaktiven Abwässer, die in Valley gelagert werden sollen, hatten schon einmal den Landtag beschäftigt. Bereits im Oktober hatte die SPD behauptet, die Weichen für den Standort einer derartigen Anlage seien eindeutig Richtung Freistaat gestellt. Vom Umweltministerium erhielten die Abgeordneten damals die Antwort, daß Bayern die notwendigen Daten zu möglichen Standorten bereits an die Physikalisch–Technische Bundesanstalt und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe geliefert habe. Konkrete Vorschläge zur Standortauswahl würden jedoch vor Mitte 1987 nicht vorliegen. Den Standort Valley, zwischen Rosenheim und Miesbach, nur 15 Kilometer vom Münchener Trinkwassergewinnungsgebiet am Taubenberg entfernt, bezeichnete Umweltminister Dick vieldeutig als „Zukunftsmusik“. tazintern
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