piwik no script img

Kontakte verfeindeter Staatschefs in Kuwait

■ Am Rande des islamischen Gipfeltreffens schüttelte der syrische Staatschef Assad seinem Erzfeind Mubarak die Hand und traf sich mit dem libanesischen Präsidenten Gemayel / Arafat–Vertreter Abu Jihad demnächst in Amman / Treffen der Arabischen Liga vereinbart

Kuwait/Berlin (wps/afp/taz) - Auf dem fünften Gipfeltreffen der Islamischen Konferenz–Organisation (ICO) in Kuwait kam es am Dienstag zu einer kleinen Sensation, als der syrische Staatschef Assad seinem Erzfeind, dem ägyptischen Staatschef Mubarak, die Hand schüttelte und Mubarak mit dem Arm um die Schulter seines schärfsten Kritikers im arabischen Lager auf den Konferenzraum zu schritt. Es handelt sich um die erste Begegnung der beiden Politiker, seit Mubarak 1981 das Amt des ägyptischen Präsidenten übernommen hat. Damaskus und Kairo hatten 1979 nach der Unterzeichnung des israelisch–ägyptischen Friedens vertrages ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen. In seiner Rede vor den Vertretern 44 islamischer Staaten rückte Assad jedoch nicht von seiner Kritik an der ägyptischen Politik ab. „Kein Araber kann gleichzeitig an der Seite der Araber und Israels stehen“, erklärte er. Ein selbstbewußter Mubarak meinte anschließend, er akzeptiere einen Teil der Kritik Assads nicht, wolle aber den Verlauf der Konferenz nicht durch eine Entgegnung erschweren. Für Ägypten ist die Teilnahme am ICO–Gipfel ein wichtiger Schritt aus der Isolation nach den Camp David Verträgen. Am Rande der Konferenz wollte Assad am Dienstag abend auch mit dem libanesischen Präsidenten Gemayel zusammentreffen. Sie hatten ihre Kontakte abgebrochen, nachdem ein im Januar 1986 unter syrischer Schirmherrschaft ausgearbeiteter Plan für eine Beilegung des Libanon–Konflikts von Gemayel abgelehnt worden war. Bereits am Montag einigten sich der jordanische König Hussein und PLO–Chef Arafat darauf, daß Abu Jihad, die Nummer zwei der palästinensischen Befreiungsorganisation, in aller Kürze nach Amman reisen soll. Ziel des Besuchs sei die Wiederankurbelung des palästinensisch–jordanischen Komitees für die Unterstützung der israelisch besetzten Gebiete, hieß es in palästinensischen Kreisen. Der PLO–Chef und der jordanische Monarch beanspruchen beide eine Führungsrolle in der israelisch besetzten Westbank und dem Gaza–Streifen. Auf einem Treffen der Arabischen Liga, das im Anschluß an die Konferenz stattfinden soll, wird sich zeigen, ob politische Verschiebungen hinter den freundlichen Gesten stehen. Das Liga– Treffen war von Arafat beantragt worden; auch Mubarak wird mit von der Partie sein. Wichtigstes und drängendes Thema wird der Lagerkrieg zwischen Palästinensern und Schiiten im Libanon sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen