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I N T E R V I E W Krebshäufigkeit durch Smog?

■ Dr. Becker, Umweltreferent der Berliner Ärztekammer, über die stinkende Berliner Luftluftluft / Grenzwerte und Smogverordnung müssen verschärft werden

taz: In Sachen Smog liegt nach dem Präsidenten– Wechsel eine Neubewertung durch die Ärztekammer an. Nach Ansicht des alten Präsidenten Krein war Berlin ein einziger Luftkurort. Wie beurteilen Sie die Gesundheitsgefahren durch den im Winter fast alltäglichen Berliner Smog? Dr. Becker: Wir sind der Meinung, daß die Novellierung der Smogverordnung noch zu weich ausgefallen ist und daß wir noch strengere Grenzwerte für Berlin brauchen. Für Risikogruppen wie Kleinkinder, Schwangere, ältere Menschen, Herz–Kreislauf–Kranke etc.ist eine zusätzliche Gefährdung gegeben. Im Sinne der Gesundheitsvorsorge müssen die Grenzwerte für diese Risikogruppen zugeschnitten werden. Wird die Ärztekammer in diesem Sinne intervenieren und beim Berliner Senat Druck machen? Wir werden sicherlich in den nächsten Monaten eine Stellungnahme zur Smogverordnung erarbeiten und unsere Position beim Senat vortragen, um eine Verbesserung der Grenzwerte und der bisherigen zu laschen Regelung zu erreichen. Was halten Sie von den Empfehlungen an Kranke und Kleinkinder, nicht ins Freie zu gehen und die Fenster geschlossen zu halten? Das ist eine notgedrungene Hilfsmaßnahme, um nicht noch mehr Schadstoffe in die Lunge zu bekommen,auch wenn sie die Auswirkungen des Smog nur abmildern kann. Gibt es Erhebungen über das Krankheitsgeschehen und den Anstieg der Sterblichkeit durch Smog? Es gibt einige epidemiologischen Untersuchungen aus Berlin und aus dem Ruhrgebiet, die aber zu unterschiedlichen Aussagen kommen. Hier ist die medizinische Wissenschaft in den letzten Jahren schlafmützig gewesen. Die Berliner Ärztekammer wird beim Wisenschaftssenator und bei der Freien Universität darauf drängen, daß ein Institut für Umwelterkrankungen eingerichtet wird, damit hier die Daten ermittelt werden können. Berlin hat einen bundesweiten Spitzenplatz in der Krebsstatistik. Glauben Sie an einen ursächlichen Zusammenhang mit der Schadstoffbelastung durch den Smog? Das ist durchaus möglich, da es epedemiologische Daten in der DDR gibt, die Schadstoffbelastungen in der Luft in Zusammenhang mit Krebshäufigkeit gebracht haben . Da hat man in den Gebieten der Braunkohle–Industrie festgestellt, daß eine enge Verbindung zwischen Schadstoffwerten und gehäuftem Auftreten von Krebsbesteht. Ähnliches dürfte auch für West–Berlin zutreffen. Dann hat jene Berliner Kinderärztin recht, die kürzlich gesagt hat, wir behandeln keine Krankheiten mehr, sondern Umweltschäden? Das könnte man überspitzt so sagen. Interview: -man–

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