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Karten neu gemischt

■ Im Punjab hat Gandhi nun den Schwarzen Peter

Der Ministerpräsident des indischen Bundesstaates Punjab, Barnala, vor anderthalb Jahren noch Hoffnungsträger für eine friedliche Lösung des Punjabkonflikts, war schon vor dem Bannfluch der fünf Hohepriester politisch am Ende. Nach mehrfacher Spaltung der Sikhpartei Akali Dal überlebte er zuletzt nur noch als Chef einer aktionsunfähigen Minderheitsregierung von Rajiv Gandhis Gnaden. Die Exkommunizierung hat seine Position nun unhaltbar gemacht. Damit haben die Priester die Karten für das Spiel um die Zukunft des Punjab neu verteilt, ein Spiel, bei dem vorerst nur eines sicher ist: Die Gangart wird härter werden. Bessere Karten haben jene Sikh–Politiker, die seit langem Barnalas Rücktritt fordern und ihn als „Lakaien der Herrscher in Delhi“ denunzieren. Zwar sind sie prinzipiell an einer politischen Lösung der Krise im Rahmen der indischen Verfassung interessiert, doch haben sie sich im Kampf gegen Barnala mit den militanten Gruppen, die einen Sikh–Staat Khalistan fordern, verbündet. Gemeinsam haben diese beiden unterschiedlichen Lager erst vor wenigen Wochen die fünf neuen Hohepriester auf den Schild gehoben, die Barnala nun die rote Karte zeigten. Welche der beiden Seiten von diesem Etappensieg stärker profitieren wird, bleibt abzuwarten. Der Schwarze Peter liegt jetzt bei Rajiv Gandhi. Die siegreiche Koalition der Barnalagegner als Gesprächspartner für einen neuen Anlauf zu einer politischen Lösung im Punjab zu akzeptieren, ist eine Kröte, an der er schwer zu schlucken hat. Doch kommt er nach dem Scheitern Barnalas wohl kaum darum herum, es sei denn, er will seinen letzten Trumpf einsetzen, die Armee. Uwe Hoering

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