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Contra–Chef Adolfo Calero zieht sich aus der Führung zurück

■ Calero bleibt Chef der FDN, der stärksten militärischen Formation der Contra in Nicaragua, zieht sich aber aus der Führung der UNO, des „politischen Dachverbandes“ der Contra, zurück

Miami/Berlin (wps/afp/taz) - Die Krise in der Contra hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Adolfo Calero, Chef ihrer stärksten militärischen Organisation, der FDN, hat am Montag in Miami seinen Austritt aus der dreiköpfigen Führung der Vereinigten Opposition Nicaraguas (UNO), bekanntgegeben. Die UNO war 1985 auf Betreiben der US–Administration gegründet worden, um den militärischen Contra–Verbänden, die vorwiegend von Offizieren der 1979 gestürzten Diktatur Somozas angeführt werden, eine zivile, demokratische Fassade zu verleihen. Offensichtlich steht der Rücktritt Caleros, der betonte, er werde weiterhin Chef der FDN bleiben, im Zusammenhang mit dem zunächst erklärten, dann aber wieder zurückgenommenen Rücktritt von Arturo Cruz aus dem UNO–Triumvirat. Dieser war von Elliott Abrams, dem für Lateinamerika zuständigen Unterstaatssekretär im US–Außenministerium, am Wochenende gebeten worden, auf seinen Rücktritt zu verzichten. Im US–Kongreß steht nämlich ein Votum über die Contra–Hilfe an - es geht um die zweite, 40 Millionen Dollar dicke Tranche der im letzten Jahr grundsätzlich verabschiedeten 100 Millionen -, und im Gegensatz zu Calero gilt Cruz als gemäßigt. Sein Ausscheiden aus der UNO–Führung könnte die Befürworter der Contra–Hilfe entscheidende Stimmen im Kongreß kosten. Seine endgültige Entscheidung will Cruz am Donnerstag in Washington bekanntgeben. Alfonso Robelo, das dritte Mitglied im UNO–Triumvirat, hat in einem telephonischen Interview mit Washington Post kritisiert, daß Calero Chef der FDN bleiben will. Das sei „völlig unannehmbar“ und werde nur für die Fortdauer der Führungskrise sorgen. In der Tat hat die 1981 unter der Regie der CIA gegründete FDN, die über etwa 10.000 gut bewaffnete Soldaten verfügt, das entscheidende Wort bei militärischen und wohl auch politischen Entscheidungen. Als seinen Nachfolger und Vertreter der FDN in der UNO hat der scheidende Calero am Montag Pedro Joaquin Chamorro, den Sohn des 1978 von der Somoza–Diktatur ermordeten Verlegers und Herausgebers der inzwischen wieder verbotenen La Prensa, vorgeschlagen. Chamorre junior war 1984 nach Costa Rica ins Exil gegangen und gibt dort die Zeitung Nicaragua hoy heraus. Bereits vor zwei Wochen hatte die Krise der Contra für Schlagzeilen gesorgt. Damals hatten sich sieben Kommandanten der Contra, angeführt von Fernando Chamorro, dem Chef der Südfront, von der UNO abgespalten, weil - so die Begründung - sämtliche US–Gelder an die Contra im Norden, im honduranisch–nicaraguanischen Grenzgebiet, verteilt würden und die „UNO–Süd“, die an der costaricanischen Grenze operiert, leer ausgehe. Die Südfront hatte bislang zum „gemäßigten“ Robelo gestanden, der nach dem Sturz der Diktatur zeitweilig (wie auch Cruz) der Revolutionsjunta angehörte, während die FDN im Norden durch den „radikalen“ Calero, unter der Diktatur Generaldirektor der Coca Cola in Managua, vertreten war. thos

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