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Spaltung in Botha–Partei vertieft sich

■ Führender Journalist De Klerk wirft das Handtuch / Er gilt als Befürworter der Reformpolitik / Zwang zur Jubelpropaganda beklagt / Botha über Berichterstattung verärgert / Burische Akademikergruppe fordert beschleunigten Abbau der Apartheid

Von Hans Brandt

Johannesburg (taz) - Dr. Willem de Klerk, Chefredakteur der Sonntagszeitung Rapport, der mit einer Auflage von 400.000 Exemplaren größten in der Sprache Afrikaans erscheinenden Zeitung Südafrikas, ist am Wochenende von seinem Posten zurückgetreten. Für Staatspräsident P.W. Botha und seine regierende Nationale Partei (NP) vertieft sich damit die durch den Abgang verschiedener NP–Mitglieder ausgelöste Krise. Prominente Parlamentarier, der südafrikanische Botschafter in London, zahlreiche führende burische Akademiker und altgediente Parteimitglieder hatten bereits in den letzten Wochen aus Protest gegen die Verzögerung von Reformen die NP ver lassen. De Klerk begründete seinen Rücktritt mit dem zunehmenden Druck, den „Führer der Regierung“ auf seine Zeitung ausgeübt haben. „Sie wollten, daß ich bei jeder Aktion der Nationalen Partei Hallelujah rufe“, sagte er. Dieser Druck sei eine ernste Bedrohung für politischen Journalismus in Südafrika. De Klerk zufolge erwartet das Kabinett von den Zeitungen, zur Zeit des Wahlkampfes „stark propagandistisch“ zu werden. De Klerks Bruder sitzt im Kabinett und führt die NP in der Provinz Transvaal, er wird als möglicher Nachfolger von Botha angesehen. Chefredakteur de Klerk, der selbst Mitglied der Regierungspartei ist, war Mitarbeitern zufolge bei Botha in Ungnade gefallen. Der Staatspräsident sei angeblich mehrere Male „explodiert“, nachdem er am Sonntag morgen die Berichterstattung des Rapport zum Rücktritt der reformorientierten NP–Mitglieder gelesen hatte. De Klerk selbst gilt als Unterstützer beschleunigter Reformen der Apartheid. De Klerk will dennoch Mitglied der NP bleiben. „Ich glaube immer noch, daß die NP Südafrika verändern kann. Aber die Partei hat Probleme mit dem Grundsatz der Klassifizierung der Menschen nach Rassen, mit ihrer Weigerung, Versammlungsfreiheit zuzulassen und getrennte Wohngebiete für verschiedene Rassen abzuschaffen“. Ähnliche Kritik hatten am Wochenende 28 prominente Akademiker der führenden burischen Universität Stellenbosch geübt. Die Professoren hatten jahrelang als Berater der Regierung die südafrikanische Politik mitgestaltet, waren jedoch in den letzten Wochen unter Protest aus der Partei ausgetreten. In einer am Samstag dieser Woche herausgegebenen Erklärung kritisieren sie „die Stagnation des Reformprozesses seit Mai 1986“, dem Monat, in dem die südafrikanische Regierung durch verschiedene Angriffe auf schwarzafrikanische Nachbarländer die Vermittlungsversuche des Commonwealth und der EG zunichte gemacht hatte. Die Akademiker fordern von der Regierung „klare und deutliche Absichtserklärungen: Erstens alle Überbleibsel der Apartheid abzuschaffen. Zweitens effektiv die Macht mit Schwarzen zu teilen.“

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