Da raucht der Schornstein: Schön ist anders
■ Arbeitsbedingungen in Hannover kranken am Messefieber
Auch für die hannoveranische Szene ist die Messe ein Wirtschaftsfaktor. 70.000 Leute arbeiten im Aufbau und an den Ständen, darunter zahlreiche Jobber. Das Arbeitsamt Hannover hat die eigene Zeitarbeitsfirma mit den Vermittlungen betraut, die im Interesse der Aussteller die Lohnforderungen kräftig zurückschrauben will. Die ortsübliche Netto–Tagesgage habe sich bei 120 Mark eingependelt, heißt es in einem Merkzettel der „Servis Messe– Zeitarbeits–Vermittlung“. Es empfehle sich deshalb nicht, mit den Ausstellern zu verhandeln, da ihnen die ortsüblichen Gagensätze bekannt seien und durch überhöhte Forderungen eine Einstellung scheitern könnne. „Schenken Sie bitte keinen Gerüchten Glauben, in denen von Phantasie–Gagen von 150 bis 200 Mark die Rede ist“, endet der fürsorgliche Tip. Das ist eine glatte Lüge: 150 Mark für den üblichen 9–Stunden–Tag ist inzwischen mehr die Regel als die Ausnahme. Ursprünglich stand im Merkblatt noch ein anderer Richtwert für die Gage, der jetzt nicht mehr zu erkennen ist; vor dem Druck wurde er handschriftlich in „120“ geändert. „Bei der Auswahl der Bewerberinnen bin ich gehalten, die mir aufgegebenen Auftragsbedingungen (Haarfarbe, Haarlänge, Körper– und Konfektionsgröße usw.) strikt einzuhalten“, schreibt Servis weiter. Für die Fleischbeschau sorgt ein Ganzkörperfoto; ausdrücklich wird darauf hingewiesen, daß die Aufnahme beim Aussteller verbleiben könne. diba
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